Etappe 30: Auf dem Dach der Welt - von Lhasa nach Kathmandu


Die 30. Etappe führt uns in die höchste Bergregion der Welt – der Himalaja erwartet uns. Doch bereits vor dem Anreisetag stellt sich die große Frage: Werden wir alle unsere  Genehmigungen für Tibet erhalten? Das ist aufgrund des 50. Jahrestags der Flucht des Dalai Lama leider keineswegs sicher. Aber alles wird gut: Drei Teilnehmer erhalten die Berechtigungen für Tibet in Peking am Flughafen. 

Weitere fünf Teilnehmer reisen über Kathmandu an. Dort müssen sie - zusätzlich zu den schon beantragten Genehmigungen - noch einmal Anträge ausfüllen und Geduld beweisen. Am Abend werden Ihnen die Visa für Tibet ausgestellt. Es kann losgehen!
Der Anreisetag endet mit einem gemeinsamen Abendessen in der Bakhor Straße in Lhasa, der Hauptstadt des autonomen Gebiets Tibet der Volksrepublik China. Hier lernen sich die Teilnehmer zum ersten Mal kennen und können sich langsam in der für den normalen Mitteleuropäer ungewöhnliche Höhe akklimatisieren. Lhasa liegt auf 3600 Metern Höhe, hier herrscht dünne Luft.

Am zweiten Tag unserer Tour besuchen wir den formidablen Potala Palast in Lhasa. Zwischen 1642 und 1959 residierte dort der Dalai Lama. Wir versuchen die vielen Stufen bis zum Eingang zu erklimmen, was sich aufgrund der extremen Höhe als sehr anstrengend erweist. Doch das Wetter spielt mit: Der strahlend blaue Himmel bietet uns einen unglaublichen Ausblick, und wir unterbrechen den Aufstieg immer wieder gerne, um Fotos zu schießen und ein wenig Luft zu schnappen.
Der Palast selber wirkt von Innen wie ein großes Museum und beeindruckt vor allem durch viele mit viel Gold verzierte Stupas, in denen unter anderem die Überreste des fünften Dalai Lama untergebracht sind. Nach dem Mittagessen geht es weiter in Lhasas Altstadt. Wir besuchen den Jokhang Tempel. Für die Tibeter ist dies der wichtigste Tempel, zu dem man mindestens einmal im Leben gepilgert sein sollte.
Nach dem obligatorischen Einkaufsbummel durch die Bakhorstraße, bei dem einige Souvenire erworben werden, schließen wir den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen.

Eine kurze Nacht später starten wir zur ersten Tagesetappe. Weit kommen wir allerdings nicht. Erster Programmpunkt: ein Fotoshooting vor dem Potala Palast. Danach geht es weiter zu unserem heutigen Ziel Shigatze. Dort befindet sich das berühmte Tashilunpo Koster - der Sitz des Panchen Lamas, die nach dem Dalai Lama wichtigste religiöse Person für die Tibeter.
Bis Shigatze sind nur 270 Kilometer zu fahren und die Strecke ist durchgängig asphaltiert. Eigentlich sollten wir schnell vorankommen. Eigentlich. Wären da nicht die Kontrollen. Ungefähr 100 Kilometer hinter Lhasa werden wir zum ersten Mal angehalten. Wir bekommen einen kleinen Zettel, auf dem unsere genaue Ankunftszeit am Kontrollposten notiert wird – natürlich mit Stempel.
Wir fahren weiter und genießen unsere Fahrt durch Tibet, vorbei an einem herrlichen Fluss, durch enge Schluchten und über weite Ebenen bis nach Shigatze. Unsere chinesische Reisebegleiterin Lee muss noch weiter Genehmigungen abholen während wir uns das beeindruckende Tashilunpo Kloster ansehen.

Die nächste Etappe führt knapp 200 Kilometer von Shigatze nach New Tingri. Auch diese Strecke ist durchgängig asphaltiert. Allerdings haben sich unsere Reiseleiter für eine kleine Nebenstrecke entschieden, die auf der Karte vielversprechend aussieht und nicht nur über Asphalt führt. Diese Route ist atemberaubend schön. Wir fahren durch kleine Dörfer, vorbei an landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen. Immer wieder winken uns Tibeter zu und grüßen uns mit einem freundlichen „Tash delai“. Kurz vor dem Mittagessen überqueren wir einen Fluss. Rechts der Straße ragt eine Felswand kerzengerade in den Himmel, links fällt das Gelände steil ab. Hier ist gerade genügend Platz für eine Auto - eine herrliche Strecke! Wenig später gelangen wir auf eine Hochfläche, die sehr sandig wird. Für unsere Autos kein Problem, aber ein einheimischer Toyotafahrer hat sich festgefahren. Natürlich helfen wir gerne und ziehen den Wagen aus dem Sand, bis der Boden wieder so fest ist, dass er selber weiter kommt. Die nächsten Herausforderungen sind die sehr breiten Flüsse, aber auch die meistern unsere Autos mit Bravour.
Am frühen Nachmittag durchfahren wir ein kleines Bergdorf. Kurz vor dem Ortsausgang blockiert ein angeblich defekter LKW die Straße. Nichts geht mehr, bis uns die Guides durch ein Geröllfeld am LKW vorbei lotsen. Ganze 45 Minuten später erreichen wir wieder die Straße. Froh, das Hindernis überwunden zu haben, geht die Fahrt weiter. Doch die Freude währt nicht lange: eine Stunde später stehen wir auf 5000 Metern Höhe vor dem Nichts. Ein Erdrutsch hat die Straße weggespült! Weiterkommen ausgeschlossen. Wir müssen umkehrn und die letzten 80 km zurück fahren! Im eben erwähnten Dorf angekommen, versperrt der vermeidlich defekte LKW plötzlich an einer anderen Stelle den Weg – nun wegen angeblichen Spritmangels. Erst nach einigen Diskussionen und der Androhung, durch die Felder zu fahren, kommt ein Fahrer und fährt den LKW beiseite. Geht doch! Erst um drei Uhr in der Nacht erreichen wir New Tingri. Nach einem gemeinsamen Bier, fallen wir alle geschafft ins Bett.

Noch etwas müde starten wir gegen 10:00 Uhr zum Mount Everest. Nach fünf Kilometern kommen wir in die erste Kontrolle. Jeder von uns muss mit seinem Pass in das Büro der Militärpolizei. Erst danach geht es weiter zum Gipfel der Welt. Als wir den ersten Pass überqueren, verschlägt es uns die Sprache. Wir blicken auf ein atemberaubendes Panorama: Everest, Lohtse, und noch viele weitere Berge die „nur“ 7000 Meter hoch sind ragen vor uns in den Himmel. Nach einem ausgiebigen Fotostopp fahren wir weiter in Richtung Basecamp. Wir halten noch oft, um Bilder zu machen und nähern uns dem Everest. Wir lassen das Basecamp hinter uns und besichtigen das höchstgelegene Kloster der Welt. Das Rongbuk Kloster liegt auf 4998 Metern.

Gemütlich starten wir in den nächsten Tag. Wieder vorbei an der Polizeikontrolle fahren wir über die Tibetische Hochebene, deren Fläche größer als Deutschland ist. Wir werden flankiert von Bergen, die über 5.000 Meter hoch sind und unbeschreiblich abwechslungsreiche und schöne Farben haben. Uns wird klar warum Tibet auch „Dach der Welt“ genannt wird. Auf unserem Weg nach Dram überqueren wir zwei Pässe: Den Lalung La und den Thong La. Beide über 5000 Meter hoch. Nach dem Mittagessen führt die Strecke kontinuierlich bergab. Kurz vor dem eigentlichen Ziel dann eine Straßensperre. Die Straße wird gerade gebaut und für uns gibt es kein Durchkommen. Für einen Wagen mit hochrangigen Polizisten oder für das Militär wird die Straße zwar kurz geöffnet, aber wir können leider nicht mit und müssen knapp drei Stunden warten, bis wir die letzten 30 Kilometer nach Dram fahren können.

Heute verlassen wir Tibet. Nach 15 Kilometern erreichen wir die Grenze zu Nepal. Doch die Ausreise erweist sich als ebenso schwierig, wie die Einreise. Wir warten insgesamt sechs Stunden bis wir ausreisen dürfen. Erst fehlen angeblich Dokumente, dann muss der Grenzbeamte auf seinen Chef warten, weil er nicht zuständig ist. Die Aussagen ändern sich ständig. Als wir endlich über die Friendship-Bridge ausreisen, freuen wir uns darauf, die chinesische Bürokratie hinter uns gelassen zu haben. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir zwei Stunden warten müssen, bevor man uns gestattet nach Nepal einzureisen...
Endlich in Nepal fahren wir weiter in die tiefen Regionen des Himalaja. Es wird angenehm warm. Im Vergleich zu Tibet sind die Straßen voller Leben. Menschenmengen, Autos, bunte Trucks, Rikschas, Markstände – ein Getümmel, wie im Fernsehen. Wir müssen langsam Fahren und bahnen uns den Weg bis in die alte Königsstadt Bhaktapur. Glücklich im Hotel zu sein, essen wir auf der Dachterrasse des Hotels zu Abend und freuen uns beim Einschlafen nicht frieren zu müssen.

Durch die Zeitumstellung sind wir sehr früh wach und genießen das morgendliche Treiben in der Innenstadt. Markstände mit Obst, Fleisch, Gemüse und Souvenirstände werden aufgebaut und das alltägliche Treiben beginnt. Die Stimmung in der Stadt lädt zum Verweilen ein, aber wir machen uns auf den Weg zum Chitwan Nationalpark. Über den sehr schmalen Tribhuvan Highway führt unser Weg nach Süden. Immer wieder müssen wir anhalten, weil sich entgegenkommende LKWs den Weg auf dieser schmalen Straße gegenseitig versperren. Pures Abenteuer! Die steilen Hänge der Berge werden alle bewirtschaftet und sind in Terrassen aufgeteilt. In der Abenddämmerung erreichen wir endlich die Reisfelder um den Nationalpark. Es ist schon dunkel, als wir in unserer Lodge ankommen. Wir freuen uns auf das Essen und lassen den Tag bei einem gemeinsamen Bier ausklingen.

Schon um 5:30 werden wir geweckt. Ein Elefantenausritt erwartet uns! Auf dem Rücken der Dickhäuter streifen wir durch den Nationalpark und sehen Affen, Vögel, Rehe, bunte Käfer und Tiere, die wir nie vorher gesehen haben.
Nach dem Ausritt frühstücken wir gemütlich, bevor wir einen Spaziergang zum nächstgelegenen Dorf unternehmen. Dort stehen eine Bootstour und ein Mittagessen auf dem Programm. Am Nachmittag genießen wir unsere Freizeit und lassen ein wenig die Seele baumeln.

Die letzte Tagesetappe! Der Tag startet ruhig und alles läuft gut, bis zum Funkspruch: „Udo, ich glaube, du hast da was am Auto verloren“. Und genauso ist es: Die schon defekte Antriebswelle hat sich verselbstständigt. Nach einer notdürftigen Reparatur können wir aber weiterfahren und erreichen Kathmandu ohne weitere Probleme.

Die folgenden zwei Tage verbringen wir mit Sightseeing: Affentempel, Patan, Durbasquare, das Haus der Kumari und einiges mehr hat die Stadt zu bieten. Erst am Abend kommen wir zurück um Hotel und lassen unser Abenteuer Revue passieren. Gemeinschaftliches Fazit: Jederzeit wieder!