XWORLD Etappe 09: Eine Reise in die unendliche Weite der Mongolei – Auf Strassen ohne Asphalt ist der Weg unser Ziel

Als Rundtour geplant, ist für die Teilnehmer der achten Etappe der XWORLD-Tour 2008/2009 Start- und Zielpunkt Ulan-Bator, die Hauptstadt der Mongolei.

„Ein Gerücht besagt, dass es in Ulan-Bator nicht ausreichend Toilettenpapier und Kerzen gibt. Das haben auch zwei unserer Teilnehmer im Zuge Ihrer persönlichen Reisevorbereitung herausgefunden und treffen, beladen mit zwei übergroßen Plastiktüten voll dieser Utensilien in Ulan Bator ein. Unter herzlichem Hallo und Gelächter können unsere Guides die Verunsicherten über den Versorgungszustand in der Mongolei aufklären. Denn obwohl es in den ländlichen Gegenden immer wieder zu Engpässen kommt, gibt es in den größeren Städten, wenn auch nur begrenzt, diverse Einkaufsmöglichkeiten.

 

Die Fahrzeugeinweisung am nächsten Morgen beginnt für uns direkt vor dem Hotel. Neben der üblichen technischen Einweisung erhalten wir auch eine kurze Lektion über die Gepflogenheiten im mongolischen Straßenverkehr. Denn obwohl es im Gegensatz zu anderen Ländern ein vergleichsweise sehr geringes Verkehrsaufkommen gibt, sind dennoch etliche Dinge zu beachten. So gibt es zwar eine Straßenverkehrsordnung, die sehr ähnlich der deutschen ist und in der sogar Autobahnen erwähnt werden. Rigoros befolgt wird diese jedoch nicht. Auch der Zustand der Straßen bzw. der Routenverlauf wird erläutert und der ein und andere nützliche Hinweis zur angemessenen Fahrweise gegeben.

 

Wir verlassen Ulan-Bator, das auch „Roter Recke„ genannt wird und bewegen uns begleitet durch einige kleine Vororte in Richtung Bulgan-Aimak. Über Schotterpisten, den „besseren Strassen“, erkennen wir jetzt hautnah, dass die Mongolei eines der bevölkerungsärmsten Länder dieser Welt ist. Über etliche km hinweg begegnen wir keiner Menschenseele. Ortschaften, Schilder oder sonstige Zeichen von Zivilisation sind hier Mangelware. Diese absolute Menschen-Leere ist für alle anfangs sehr gewöhnungsbedürftig und befremdend, wenn man bedenkt wie vernetzt die westliche Kultur ist. Nach anfänglicher Scheu wird jedoch schnell deutlich welches Potential dieses Land stattdessen aufweist. Unberührte Landschaften soweit das Auge reicht und die Erkundung dieser erfolgt auf Pisten, die ohne Regeln auszukommen scheinen. Wir sind schlichtweg allein auf weiter Flur und genießen diese atemberaubende Landschaft.

 

Schnell wird jedoch erkennbar, dass dieser grenzenlose und uneingeschränkte Fahrspaß auch seine Tücken hat. Die unzähligen Furchen und Vertiefungen werden direkt auf uns übertragen und schütteln uns ziemlich durch. Hinzu kommt, dass wir dadurch bedingt lediglich mit ca. 50 km/h vorankommen und gerade noch rechtzeitig und mit einsetzender Dunkelheit unser erstes Camp in der Nähe von Bulgan erreichen.

 

Nach der ersten Nacht in einer Jurte und nach einem ausgiebigen Frühstück setzen wir unseren Weg in Richtung Khuvsgul See fort. Wir verlassen die weiten Ebenen der Mongolei und nähern uns jetzt der Gebirgsregion im Osten. Schon von weitem erkennen wir die reliefstarken und alpin geformten Felsgipfel der Hochebenen. Da das Gebirge schwer zugänglich ist, ziehen wir es vor, die Täler dieses Gebietes zu erkunden. Wir beschließen direkt in den Nationalpark zu fahren und ein paar ruhige Tage am See zu verbringen. Im Eingangsbereich des Parks erwartet uns ein Wachposten und verlangt von jedem der Fahrzeuge eine Parkgebühr für die Aufstellung im Nationalpark. Es scheint, als hätte das westliche Kapitaldenken doch auch ein wenig Einzug in die Mongolei gehalten.

 

Am See angekommen schlagen wir unsere Zelte am tiefsten See Zentralasiens auf. „Die Blaue Perle“, wie so von den Mongolen liebevoll genannt wird, ist allen Mongolen heilig. Da das Wetter fast tropische Ausmaße von über 30°C angenommen hat, beschließen einige der Gruppe in dem kristallklaren See baden zu gehen. Andere nutzen die Zeit um sich ein wenig sportlich zu betätigen und erkunden den See mit dem Kajak (die Wachposten bessern mit der vorhandenen Kanustation zusätzlich ihren Lohn auf). Die Gegend um diesen See wird als die Urnatur der Mongolei schlechthin bezeichnet. Neben einer reizvollen Landschaft, die geprägt ist durch Wälder, Berge, Steppen und den See als zentralen Punkt ist auch die vorhandene Fauna wahrhaft ursprünglich. Wölfe und Bären sollen hier immer noch in großer Zahl allgegenwärtig sein.

 

Die autarke Lebensweise der Mongolen, die bis heute erhalten ist, spüren wir hier ganz besonders. Neben der Möglichkeit sich mit fangfrischen Fischen wie Forellen oder Stör zu versorgen, glasklarem Wasser aus dem See zu trinken, entdecken wir um den See herum so viele Pilze, wie es wahrscheinlich Sand in der Wüste Gobi gibt. Gut und gerne könnten wir hier, hervorragend versorgt, noch einige Tage verbringen und das traumhafte Panorama des Sees mit den umliegenden Bergen genießen.

 

Tag 5 unserer Tour führt uns durch den Khan Khokii Nationalpark. Wie auf allen Tagesetappen begegnen uns auch heute nur sehr vereinzelt Menschen. Denn wie schon erwähnt, bedarf es großem Zufall auf einer Fläche von einem km² drei Menschen zu finden. Am Abend erreichen wir Ulangoom, eine der größeren Städte der Mongolei mit ca. 26.000 Einwohnern und gleichzeitig dem kältesten Ort in der Mongolei. Hier herrschen durchschnittlich -3,5°C. Die Fahrt zum Hotel gestaltete sich jedoch alles andere als einfach. Die einsetzende Dunkelheit am frühen Abend haben etliche Mongolen nicht zum Anlass genommen um das Licht an Ihren Fahrzeugen einzuschalten. Wir können von Glück reden, dass es an diesem Abend zu keinem Unfall gekommen ist und verstehen jetzt warum sich unsere Guides zu Beginn der Tour so ausführlich über das Fahrverhalten in der Mongolei erklärt haben.

 

Die nächsten drei Tage werden uns in das zentralasiatische Hochgebirge führen, dem Altaigebirge. Dem gängigen Klischee, dass die die Mongolei doch ein relativ karges Land ist, können wir hier kaum zustimmen. Wir fahren durch stark bewaldete Gebiete, die immer wieder durchbrochen werden durch große Flächen endloser Steppenvegetation und begleitet durch die Gipfel der Gebirgszüge, die bedeckt durch ihre Gletscher und Schneezonen herrliche Kontraste darstellen. Auch die vielfältige Pflanzenpracht erstaunt uns durch Ihre Farbvielfalt immer wieder. Ein besonderes Highlight auf dieser Strecke hat unser mongolischer Reisbegleiter für uns vorbereitet. Ursprünglich aus dieser Region stammend, hat er für uns die Teilnahme an einer traditionellen mongolischen Hochzeit organisiert.

Wir lernen an jenem Abend die große Gastfreundlichkeit dieses Volkes kennen. Begleitet durch alte Volksweisen nehmen wir an einer ganz besonderen Zeremonie teil. Zu diesen außergewöhnlichen Anlässen werden ganze Tiere geschlachtet, in unserem Fall ein Schaf. Wir sind über die sonderbare Zubereitung dieser sehr erstaunt. Nach der Zerlegung wurde es abwechselnd mit heißen Steinen in eine überdimensional große Milchkanne gelegt und für etliche Stunden gegart. Obwohl die Nomaden der Altairegion zu den einkommensschwächsten des ganzen Landes gehören (bedingt durch die weite Entfernung zu Ulan-Bator und den damit verbundenen schwierigen Vermarktungsbedingungen) werden wir sehr opulent bewirtet.

 

Begleitet von dem eigentümlichen Geruch und Geschmack des Hammels, diesen Geruch haben wir im Übrigen auf der ganzen Tour ständig gerochen (ob in Gebäuden, Geldscheinen oder aber auch später in unserer gesamten Kleidung), genießen wir zudem ein sehr verbreitetes Getränk: gesalzenen Milchtee. Nach diesem beeindruckenden Tag bedanken wir uns ganz traditionell mit einer Flasche guten Wodkas bei den Erwachsenen und jede Menge Süßigkeiten für die Kinder für Ihre Herzlichkeit und begeben uns wieder auf Tour.

 

Unser nächstes großes Ziel ist die Wüste Gobi. Die Anspannung und Vorfreude auf dieses besondere Erlebnis ist in der ganzen Truppe zu spüren. Obwohl oder gerade weil die Wüste Gobi so pur und von so einfacher Schönheit ist, haben wir die vielen kleinen Dinge als so elementar und eindrucksvoll empfunden, dass man kaum beschreiben kann wie wunderbar diese Summe an Einfachheit ist. Niemand, der nicht dort gewesen ist, kann verstehen, dass wir angehalten sind und mit offenen Mündern einer vorbeiziehenden Kamelherde mitten im Nichts beigewohnt haben. Über hunderte von Kilometer Entfernung haben wir kaum Veränderung in der Landschaft wahrgenommen und der Anspruch an das Fahren nicht so extrem ist wie in den Gebirgsregionen des Landes, ist dieses Erlebnis für alle von uns einmalig gewesen.

 

Nach einer letzten Übernachtung in einem traditionellem Jurtencamp begeben wir uns auf zum dem Endziel der Reise. Vorbei an den Orchon Wasserfällen und Karakorum, denen wir einen Besuch abgestattet haben, erreichen wir am 12 Tag Ulan-Bator.

 

Erschöpft von den Strapazen und etlichen Tagen ohne fließende Wasser (ganz zu schweigen von warmem Wasser) oder anderen Annehmlichkeiten, erfreuen wir uns endlich wieder Zivilisation zu spüren und sind erstaunt, wie beeindruckend uns jetzt diese doch recht Charme lose Stadt erscheint.

 

Nach einem gemeinsamen Abendessen mit allen Teilnehmern verabschieden wir uns mit vielen neu gewonnnen Eindrücken und wieder einmal mit der Erkenntnis, dass weniger manchmal mehr sein kann, voneinander und treten unsere Heimreise an.