XWORLD-Etappe 11: Auf Umwegen zu den olympischen Spielen – von Ulan-Bator nach Peking

Die elfte Etappe der XWORLD-Tour 2008/2009 war eine erlebnisreiche Fahrt mit Hindernissen. Von Ulan-Bator ging es über die Wüstenregionen der Mongolei und schließlich mit dem Flugzeug zu den olympischen Spielen in Peking - eine Einreise nach China mit den Geländewagen war nicht möglich.

Ein Reisebericht der Teilnehmer, die gemeinsam mit einem Filmteam des DSF durch Sandstürme und über Steinwüsten fuhren. „Unser erster Tag beginnt mit Hindernissen: Eigentlich war ein Kennenlernen in Ulan-Bator geplant - leider kamen nicht alle Teilnehmer am mongolischen Flughafen an. Der Flug eines Teilnehmers war gestrichen worden, erfahren wir. Also trifft sich die Reisegruppe unvollständig zum Abendessen, um Ablauf von Reise und Route zu besprechen.

Nach einer erholsamen Nacht und einem gemütlichen Frühstück ist es dann soweit: Wir sitzen zum ersten Mal in den Offroadfahrzeugen, die uns durch unser Abenteuer transportieren werden. Kurz weisen uns unsere Reiseleiter in die Technik ein, dann starten wir gleichzeitig die Motoren und fahren gemeinsam in die Innenstadt Ulan-Bators.


Die junge Stadt ist sehr facettenreich. Erst vor 30 Jahren wuchs die Bevölkerung beinahe explosionsartig an, so dass aus einer mongolischen Kleinstadt ohne befestigte Straßen und mit unzureichender Stromversorgung die Hauptstadt mit etwas über 1 Millionen Einwohner wurde. Seitdem hat sich das Stadtbild sehr verändert. Die Innenstadt wirkt relativ modern - doch eine Bauplanung, wie wir sie aus Europa kennen, gibt es in Ulan-Bator nicht.


Wir konzentrieren uns bei unserer Stadtbesichtigung auf die historischen Gebäude - und beginnen dabei im Gandan Kloster. Das Gebäude mit dem prachtvoll-geschwungenem Dach liegt oberhalb einer Jurte-Siedlung und ist eine der Zeitzeugen des Lamaismus (einer tibetischen Form des Buddhismus, wie uns erklärt wird). Noch tiefer in die Vergangenheit führt uns anschließend die Besichtigung des Jagd- und Naturkundemuseum, in dem wir unter anderem Saurierskelette besichtigen.


Nach so viel Geschichte freuen wir uns darauf, zum Ausgleich auch wieder ins gegenwärtige Flair einzutauchen zu dürfen und bestaunen die Angebotsvielfalt auf dem „Schwarzmarkt“: Kleidung, Jurten-Einrichtungen und Schrauben - auf dem größten Markt in Ulan-Bator gibt es scheinbar alles, was das mongolische Herz begehrt. Nach einem kurzen Abstecher zum Russen-Denkmal, bei dem man den weiten Blick über die Stadt genießt, beenden wir das Programm des erlebnisreichen, zweiten Tages - leider immer noch ohne unseren fehlenden Reiseteilnehmer: Der Flug war wieder gestrichen worden ...


Am nächsten Tag müssen wir daher wieder hoffnungsvoll zum Flughafen fahren und siehe da: Beim dritten Mal klappt es! Er landet nach der abenteuerlichen Anreise endlich in Ulan-Bator und komplettiert so unsere Reisegemeinschaft.


Gegen elf Uhr lassen wir die Stadt hinter uns und fahren gen Westen. Schon bald sind die Asphaltstraßen vorbei und wir schaukeln über Schotter und spitze Steine. Nach einigen Kilometern dann der erste platte Reifen: Einige der Steine bohren sich erfolgreich durch das Hartgummi ... zum Glück sind die Reiseleiter darauf vorbereitet und haben schnell einen Ersatzreifen zur Hand.


Nach ein paar weiteren Kilometern (wieder mit viel Geschaukel) werden wir mit einem wundervollen Ausblick belohnt: Der Ogii Nuur See liegt umgeben von weiten Grünflächen und ist bei der Wärme des Julis eine willkommene Erfrischung. Wir beziehen ein Jurtencamp, das aus weißen Zelten besteht, und genießen bei 28 Grad Celsius einen herrlichen Badeurlaub in der Mongolei.


Nach einem ausgiebigen Frühstück zieht es uns am nächsten Morgen wieder hinaus ins Abenteuer. Unsere Strecke führt uns Richtung Süden durch teilweise sehr schlammiges Gebiet. Gleich zweimal müssen wir den ‚Hilux’ mit Hilfe von Seilwinde und Bergmaterial wieder einsatzbereit bekommen. Die Etappe beschert uns aber auch wundervolle Eindrücke: Auf dem Weg nach Karakorum liegen Wiesen voller Edelweiß und mehrere Flüsse, von denen wir gleich drei mit unseren Offroadfahrzeugen durchqueren. Bei 40 Grad und Sonnenschein kommen wir wohlbehalten in Karakorum an.


Die ehemalige Hauptstadt des Mongolischen Reichs hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Von Dschingis Khan gegründet, erlebte sie ein stetiges Auf und Ab. Zu den Zeitzeugen der vergangenen Jahrhunderte gehört dabei die Klosteranlage Erdene Zuu, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Früher sollen die quadratischen Außenmauern etwa 62 Tempel im chinesisch-mongolischen Mischstil umgeben haben; viele dieser Tempel sind leider zerstört worden. Das, was noch zu sehen ist (original oder restauriert), beeindruckt uns sehr - die Bilder haben wir noch im Kopf, als wir zum Tövkhön Süm Kloster weiterfahren. Eine Strecke, auf der wir die Offroadfähigkeit unser Fahrzeuge ausgiebig testen können. Am Abend schlagen wir am schließlich Orchon Fluss unser Nachtlager auf; freuen uns dann,  dass der gelungene Tag vom Besuch einer Nomadenfamilie ergänzt wird. Überraschung für uns: Die beiden Töchter der Familie zeigen uns einen typisch mongolischen Folkloretanz.


Am fünften Tag legen wir gleich 320 Kilometer zurück. Entlang des “Khuislin Naiman Nuur Natural Reserve“ Naturparks führt uns unsere Route zu dem gigantischen Orchon Wasserfall. Bei unserem anschließenden Zwischenstopp in der Stadt Arvaikheer decken wir uns mit Brot und Getränken ein und nutzen die Gelegenheit, die Fahrzeuge noch einmal vollzutanken, bevor wir in Richtung Gobi aufbrechen. Unsere Tagesroute endet in der Nähe von Mandal-Ovoo, wo wir wieder in einem Jurten-Camp übernachten.


Der sechste Reisetag führt uns in die Südgobi nach Aimak. Die Wüste Gobi ist größer sein als Deutschland, Österreich und die Schweiz zusammen, das Klima extrem. Brütend-heiße Sommer, im Winter fallen dafür die Temperaturen auf bis zu minus 40 Grad. Zum Glück bekommen wir davon an diesem Julitag nichts mit ... stattdessen staunen wir über den hohen Kamelbestand: Etwa 200.000 Kamelen sollen in dieser mongolischen Provinz leben. Eine Familie lädt uns auf Kamelmilch und etwas zu Essen ein; anschließend dürfen wir auf ihren Kamelen reiten und so für uns völlig ungewöhnliche Offroadfahrzeuge testen. Überwältigt von der Gastfreundschaft fahren wir zu unserem Nachtlager (wieder ein Jurtencamp), das uns mit Massagen, reichlichem Essen und einem weiten Blick über die Gobi wahren Luxus bietet.


Erholt geht es am siebten Reise- und erstem Augusttag weiter. Über das Gurvan Saykhan Gebirge fahren wir in den gleichnamigen Nationalpark. Grüne Hochebene und atemberaubende Landschaften begleiten uns bei der Tour in Richtung der Khongoryn Sanddünen, die wir schon von weitem entdecken. An einem geeigneten Platz stellen wir die Landcruiser ab, um die Spitzen der Dünen zu Fuß zu erklimmen - bei 40 Grad im Schatten eine wirkliche Herausforderung. Doch die Anstrengung wird belohnt mit einem atemberaubenden Blick über die Sanddünen. Nicht das einzige Naturschauspiel, dass uns an diesem Tag erwartet: Am Abend im Jurtecamp zeigen uns zwei kleine Mädchen einen schwarzen Punkt in der Sonne. 2.000 Kilometer westlich von uns findet gerade eine Sonnenfinsternis statt.


Achter Tag - wieder erklimmen wir Sanddünen. Aber nicht zu Fuß, sondern mit unseren Offroadfahrzeugen, mit denen wir durch die körnige Hügellandschaft fahren. Unser Weg führt uns Richtung Sevrey, wo wir Felsmalereien bewundern. Danach geht es weiter in Richtung Geierschlucht. Die Straßen sind verheerend und setzen dem Material zu: Dem ‚Hilux’ bricht auf den holprigen Pisten eine Blattfeder, die wichtig für die Radaufhängung ist. Wir fahren sehr langsam und vorsichtig weiter und finden in Bayandalay eine Werkstatt die uns die Blattfedern schweißt – mit der Zusicherung, wir würden so ohne Probleme bis Deutschland und wieder zurück kommen. Abwarten ...


Nach der Reparatur verfolgen wir wieder unser eigentliches Ziel: die Geierschlucht. Doch es ist zu spät geworden: Wir bauen unser Camp nahe der Schlucht auf und erholen uns erst einmal von den Ereignissen des Tages. Denn durch die Verspätung ist das Programm des nächsten Tages sehr straff geworden: Insgesamt 420 Kilometer liegen vor uns, die wir Morgen bewältigen wollen.


Erster Programmpunkt des neuen Tages: die gigantische Geierschlucht, die wir am Vortag nicht erreicht hatten. Ein weg, der sich lohnt - denn trotz Hochsommer und Wüste sind in den engen Schluchten Schnee und Eis vorhanden. Nach einer kurzen Rast geht es weiter in Richtung unseres Tagesziels: Mandalgobi – ein Gercamp am Baga Gazarin Uul (Gebirge). Trotz starken Wind und kleinen Sandstürmen kommen wir überraschend gut voran. In Mandalgobi, einer Stadt mit 10.000 Einwohnern, tanken wir die Fahrzeuge noch einmal auf, bevor wir uns auf die letzten achtzig Kilometer zum Camp machen.


Doch nach vierzig Kilometern dann der Schrecken: Die reparierten Blattfedern halten nicht bis Deutschland, sondern nur bis kurz hinter Mandalgobi. Wir wollen kein Risiko eingehen,  drehen sicherheitshalber um und finden am Sonntagabend um 20:30 Uhr sogar eine Werkstatt, die den Wagen noch in der Nacht repariert. Wir suchen uns ein Hotel für die ungeplante Übernachtung und können den ‚Hilux’ gegen 23 Uhr mit neuen Blattfedern wieder abholen.


Der zehnte Tag führt uns wieder in Richtung Hauptstadt, vorbei an Kamelen, Ziegen- und Schafsherden. Trotz Schotterstrasse kommen wir sehr zügig voran und besuchen am Nachmittag etwa 70 Kilometer vor Ulan-Bator die Reiterspiele. Am frühen Abend erreichen wir schließlich Ulan-Bator und freuen uns über die warme Dusche im Hotel. Hinter uns liegen interessante und aufregende Tage - und vor uns noch die olympischen Spiele in Peking.


Zwar sollte uns die XWORLD-Etappe 11 eigentlich mit den Fahrzeugen von Ulan-Bator bis nach Peking führen - doch anders als geplant war eine Einreise nach China nicht mehr möglich. So lassen wir die Fahrzeuge in Ulan-Bator zurück und fliegen nach Peking. Gegen Mittag landen wir im hochmodernen, gerade neu eröffneten Terminal 3 am Pekinger Flughafen, wo wir gleich von einem chinesischen Guide abgeholt und in unser Hotel in der Pekinger Innenstadt gefahren werden. Zum Abendessen geht es an einen See im Stadtzentrum.


Peking zeigt sich in den kommenden Tagen von seiner besten Seite: Die Menschen sind sehr höflich und zuvorkommend, die Straßen sauber und es liegt - so kurz vor der Eröffnung der Olympischen Spiele - ein besonderes Kribbeln in der Luft, das wir bei unserer Stadtbesichtigung immer wieder spüren. Unsere Tagestour führt uns auf den „Platz des Himmlischen Friedens“ und in die Verbotene Stadt. Temperaturen über 30 Grad, gekoppelt mit einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit, machen dabei jede Bewegung zu einer echten Extremsportart. Da kommt uns die Pause in Form einer traditionellen Teezeremonie gerade Recht. Auch unser Abenderlebnis lassen wir uns nicht nehmen: Auf traditioneller Weise essen wir in der Hauptstadt die bekannte Pekingente.


Am 14. Tag fahren wir rund 70 Kilometer vom Hotel bis zur Chinesischen Mauer und sind überwältigt von diesem Bauwerk. Rund eine Stunde bewandern wir den einstigen Schutzwall bei schwül-warmer Luft; lassen uns trotz der drückenden Hitze nicht davon abhalten, bis zum Ende dieses restaurierten Teilabschnittes zu laufen. Glücklich die, die ein zweites T-Shirt eingepackt haben ... Erschöpft und durchgeschwitzt geht es am späten Nachmittag zurück zum Hotel um uns frisch zu machen. Denn es stand noch ein besonderes Ereignis an: die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele. Während die ganze Welt gebannt nach Peking schaute und den Countdown für die Eröffnungsfeier der zählt, fahren wir mit der U-Bahn zum „ChampionsClub“. Von hier aus sehen wir das überwältigende Spektakel gemeinsam mit deutschen Sportlern und RTL-Reportern.


Nach der Eröffnungsfeier hieß es dann an unserem letzten Tag der Etappe 11: Olympia live erleben! Etwas traurig über unser bevorstehendes Tourende fahren wir zu den Spielstätten und dürfen zwei Handballspiele sehen: Rumänien gegen Kasachstan und Russland gegen Korea. Aufgeheizt von der mitreißenden Stimmung machen wir uns anschließend auf den Heimweg und sind uns sicher, das wir diese Reise niemals vergessen werden.“