XWORLD Etappe 22 Indonesien

Die Etappe 22 bedeutete für die XWORLD-Tour das Bergfest: Aufregende zehn Monate liegen zurück, spannende zehn Monate warten noch auf die künftigen Teilnehmer. Das aktuelle Offroad-Abenteuer war da ein facettenreiches Paradebeispiel. Die Reisenden erlebten auf dieser Etappe pulsierende Metropolen, politische Empfänge, traumhafte Palmenstrände und Dschungelcamps mit wilden Tieren (von Alligatoren bis zu Giftschlangen). Doch schon der Start ins Abenteuer war auf ungewöhnliche Weise wild, wie ihr Tourbericht zeigt.

„Spätestens als wir gleich am Ankunftstag in dreirädrigen  Tuk Tuks durch die indonesische Metropole Medan schaukelten, wurde uns klar, dass wir in unserem ganz persönlichen Abenteuer gelandet waren. Ausgerüstet mit neun dieser kleinen Fahrzeuge und einem lokalen Stadtführer erkundeten wir die prächtigen Paläste und Moscheen der Stadt. Interessant war auch das gegensätzliche Stadtbild, das zwar von einem asiatischen Flair geprägt war, aber auch immer wieder an den niederländischen Einfluss der Kolonialzeit erinnerte.

Nach der Sightseeing-Tour wurde es dagegen wild: Kaum das wir die abenteuerlichen Tuk Tuks verlassen hatten, ging es auf zu einer Alligatorfarm vor den Toren der Stadt. Die Fütterung der gigantischen Echsen war beeindruckend. Einstimmig hofften wir, dass wir in den nächsten 14 Tagen keines der Tiere in freier Wildbahn antreffen - zum Beispiel bei einer unserer Campingübernachtungen. Im Nachhinein schon lustig, wie nahe wir mit unseren Befürchtungen an der Realität lagen. 

Am nächsten Tag ging es nach dem Bepacken der Fahrzeuge und Routenbesprechung los in Richtung Bukit Lawang. Auf Nebenstrecken und einer abenteuerlichen Flussüberquerung mit einer Mini-Fähre – jedes Fahrzeug musste einzeln rübergebracht werden – kamen wir gegen Mittag an. Nach einer Stärkung ging es in den Regenwald zu den zahlreichen Orang Utans, mit denen alle sichtlichen Spaß hatten.

In der Nähe schlugen wir unser Camp direkt an einem reißenden Fluss auf, wobei wir von dem berühmten Sumatra-Rain überrascht wurden. Die Nacht blieb ruhig. Keine der gefürchteten Alligatoren besuchte uns in unserem Lager. Zum Glück erfuhren wir erst am nächsten Tag, dass wir auf einem von Giftschlangen dominierten Platz genächtigt hatten…

So konnte es am nächsten Tag relativ ausgeschlafen weiter gehen. Die Route musste allerdings geändert werden, weil der vorgesehene Weg nicht passierbar war. Aber das gehört nun mal bei einer Abenteuer-Offroad-Fahrt dazu. Dafür ging es quer durch den Leuser National Park mit seinen wunderschönen Landstrichen  und hautnahen Kontakt zu den Bergvölkern. Selbst als wir in mitten eines Palmenhains unser Nachtlager aufschlugen, bekamen wir schnell Besuch von den Bewohnern der umliegenden Dörfer und standen, mal wieder, im Mittelpunkt.

Der nächste Tag war als langer Fahrtag angedacht – wie lang er aber wirklich werden sollte, konnte da noch niemand ahnen. Nach dem Betreten der Grenze zur Region Aceh erwarteten uns zunächst einmal  Nebenstrecken voller Fahrspaß: Berge, enge Serpentinen, wackelige Brücken und Flussdurchfahrten bescherten uns eine tolle Offroadpiste.

Und dann erfuhren wir hautnah was der Spruch „Ende im Gelände“ eigentlich bedeutet: Der Weg war von Erdhügeln und Bäumen versperrt. An sich kein Problem, die Ausrüstung der Fahrzeuge lässt so manches zu – aber eben nicht auf geschätzten 50 Metern Sperrung. Nur noch 15 Kilometer  trennten uns von der lang ersehnten Küstenstraße Nordwest-Sumatras. Eigentlich lag unser Ziel Suak Nie nur noch eineinhalb  Fahrstunden entfernt. Nun mussten wir umkehren und andere Wege suchen.

350 Kilometer Umweg und eine Fahrt durch die Nacht inklusive heftigster Gebirgspässe, die vom indonesischen Verkehr nicht nutzbar waren. Und es kam besser: Gerade den letzten Gebirgspass verlassen, kam über Funk eine Nachricht, die nach 19 Stunden am Stück auf der Piste wie ein morgendlicher Spaß wirkte. Aber leider war es Tatsache - die Kupplungsscheibe eines der Fahrzeuge war hin. Glück im Unglück: Wir konnten abschleppen und nutzen die frühen Morgenstunden, um auf verkehrsarmen Straßen bis zum Hotel nach Meulaboh zu kommen. An dieser Stelle wurde uns klar, wie sehr eine solche Tour von Teamwork lebt.

Nach nur drei Stunden Schlaf machten wir uns dann auf zum lang ersehnten Besuch nach Suak Nie, dem Dorf, dass HANSA-FLEX nach der Tsunamikatastrophe 2004 mit Spendengeldern der Mitarbeiter und Geschäftsführung beim Wiederaufbau unterstützt hatte.

Schon im Jahr 2007 besuchten Teilnehmer dieser Etappe das Dorf, um sich ein Bild vor Ort zu machen und weitere Hilfe und den Besuch der XWORLD vorzubereiten. Jetzt mit den Fahrzeugen aus Bremen in Suak Nie zu sein war ein schönes Gefühl. Neben der eigenen Delegation waren Mitarbeiter von terre des hommes Deutschland und Indonesien vor Ort, über die unsere Spendengelder sachgebunden zugeführt wurden.

Nach einem Rundgang durch das wieder aufgebaute Dorf begaben wir uns zu der Stelle, an der das ursprüngliche Dorf einst stand, bevor die Wassermassen den Tod brachten. Uns wurde auf ergreifende Weise klar, wie sehr diese Katastrophe nur 132 Kilometer vom Epizentrum des Tsunamis entfernt zugeschlagen hatte. Mit 120 Toten wurde die Hälfte des Dorfes in Bruchteilen von Sekunden ausgelöscht. Kinder über vier Jahre gibt es kaum noch in dem vom Schicksal gezeichneten Dorf, denn deren Chance lag bei nahezu Null.

Danach kamen alle in der dorfeigenen Moschee zusammen. Nach einem gemeinsamen Essen, die Frauen des Dorfes hatten mit großem Aufwand köstliche Speisen vorbereitet,  wurde während einer religiösen Zeremonie die Dankbarkeit Suak Nies zum Ausdruck gebracht. Diese tiefgreifenden Momente werden uns europäischen Besuchern sicher  noch lange in Erinnerung bleiben.

„Wir kennen unsere Verantwortung“ – das ist der HANSA-FLEX -Slogan und deshalb wurde der Besuch in Indonesien bewusst gewählt. Um eine langfristige Hilfe zu gewährleisten, wird HANSA-FLEX das Anlegen einer Plantage für Gummibäume unterstützen. Geschäftsführer Thomas Armerding überbrachte die freudige Nachricht im Rahmen seiner Rede: „Was könnte besser zu uns passen? Der mit Gummibäumen gewonnene Kautschuk ist Basis für unsere Hydraulikschläuche und andere Produkte im Sortiment.“ (Berichte zu diesem Thema folgen)

Mit den bewegenden Eindrücken aus Suak Nie ging es, mit einem Fahrzeug weniger, weiter. Das hatte den Schaden durch den nächtlichen, bergigen Umweg nicht so leicht verkraftet. Uns blieb also nichts anderes übrig: Wir mussten den Wagen auf einen LKW verladen und nach Jakarta schicken.

Entlang der Küstenstraße ging es dann in Richtung Süden. Allerdings kamen wir eher langsam voran, denn wir machten mehrere, gewünschte Stopps an den zahlreichen Traumstränden des indischen Ozeans. Unser Tagesziel war der Toba See, der größte Vulkansee der Erde. Am Rand des Kraters wurden wir von einer Delegation der hiesigen Politikvertreter inklusiver Polizeieskorte, in Empfang genommen und zu einem Fest eingeladen.

Dass die Festlichkeit einzig und allein uns zu Ehren gegeben wurde, verwirrte und begeisterte uns zugleich.  Mit einem eindrucksvollen ‚HORAS!’ (zu Deutsch Willkommen) wurden wir empfangen. Der Abend war mit netten Gesprächen, Musik, Tanz und einer Ehrung gefüllt. Wie sich herausstellte hatte im Rahmen der Planungen ein  indonesischer Botschaftsmitarbeiter unsere Unterlagen auf den Tisch bekommen und die Feierlichkeit organisiert. Am nächsten Tag wurde uns die Region am Toba See durch die Politikvertreter  - wieder mit Polizeieskorte – näher gebracht, bevor wir uns dankbar verabschiedeten und unseren Weg in Richtung Süden fortsetzten.

Der Trans-Sumatra-Highway war ab sofort Mittelpunkt unserer Reise. Die Bezeichnung ‚Highway’ war jedoch gänzlich übertrieben, denn oft ähnelte er einem verschlissenen Dorfweg oder einem breiteren Radweg mit unzähligen Kurven und zum Teil sehr tiefen Schlaglöchern. Für Mensch und Technik wieder eine extreme Herausforderung, da der Verkehr angefangen von Fahrrädern, über Mopeds und PKWs bis hin zu LKW und Bussen nicht einfach zu händeln war. Der ungewohnte Linksverkehr machte es uns mit unseren ‚Linkslenkern’ nicht leichter, so dass ein Beifahrer hier unverzichtbar war.  

Scherzeshalber starteten wir ein interaktives Spiel, dass wir ‚XWORLD – Sumatra Challenge’ tauften. Mit jeder Aktion auf dieser Route wurden Punkte gesammelt oder verloren. Dank der Gegebenheiten wurde der Verlauf von Level zu Level interessanter.

Das Tagesziel wurde auch schnell definiert: der Äquator! Kurz vor Mitternacht erreichten wir die Grenze von Nord- und Südhalbkugel und konnten unser Glück nicht fassen als wir unsere Zelte nur wenige Meter vor der dicken Äquatorlinie aufschlugen.

Die Morgenstunden nutzten wir ausgiebig, um die Äquatorüberquerung zu feiern und bildtechnisch zu verewigen. Ab jetzt waren wir mit unseren Bremer Fahrzeugen auf der Südhalbkugel unterwegs und von jetzt auf gleich von Winter auf Sommer gewechselt... was nicht wirklich auffiel, hatten wir nicht die Tage zuvor schon Temperaturen von 30 bis 37 Grad Celsius gehabt. Meldungen aus Deutschland mit bis zu minus 30 Grad Celsius ließen uns da bloß dankbar staunen.

Auf dem Weg gen Süden passierten wir interessante Dörfer und Städte, in denen wir mal länger, mal kürzer verweilten. Unser letztes Camp schlugen wir in einem Palmenhain unweit der Strecke auf und machten es uns bei Lagerfeuer und den wohl besten unter Campbedingungen gekochten Pasta bequem.

Die letzten Kilometer auf Sumatra verliefen ‚nahezu’ problemlos, so dass wir die Fähre von Sumatra nach Java pünktlich erreichten. Die zweistündige Überfahrt nutzen wir auf Deck, um die gesamte Tour Revue passieren zu lassen und den warmen Fahrtwind zu genießen. Auf Java angekommen, trennten uns nur noch gut 120 Kilometer vom Etappenziel Jakarta. Die Strecke fuhren wir auf einer gut ausgebauten mehrspurigen Autobahn, die uns sofort klar machte, dass Java nichts mit Sumatra gemein hat. Das zeigte uns dann auch das komfortable Grand Hyatt Hotel, das wir gleich nach der Ankunft bezogen.

Den letzten Tag gestaltete jeder von uns selbst, bevor wir uns abends zum traditionellen Abendessen in einem Restauraunt zusammen fanden und danach bei Karaoke gebührend unser erfolgreiches Abenteuer und natürlich auch das XWORLD-Bergfest feierten.“