Etappe 27: Entlang des „Goldenen Dreiecks“ - von Bangkok bis nach Hongkong

Staubige Pisten, gewagte Flussüberfahrten, trockene Stauseen, defekte Radlager und Probleme mit dem chinesischen TÜV: Die Etappe 27 der XWORLD-Tour forderte ihre Teilnehmer immer wieder aufs Neue heraus. Entlang des „Goldenen Dreiecks“ führte sie ihre Offroad-Reise von Bangkok bis nach Hongkong. Wie sie die Probleme meisterten, was sie unterwegs erlebten, zeigt ihr Tourbericht.

„Unruhig und mit einer gewissen Vorfreude machen wir uns heute, am ersten Tag unseres Abenteuers, auf zu unserem Treffen im Hotel. Nun nach erstem Kennenlernen und der Einweisung in unsere Abenteuerreise geht es direkt los zu einer ausgedehnten Sightseeing Tour durch Bangkok. Wir bestaunen die atemberaubenden Tempel, besuchen den What Pho und den Grandplace. Damit klingt der erste Tag langsam aus, aber ein Neuer wird kommen.

 

Dieser neue Tag fängt mit dem Beladen der Autos an. Nach getaner Arbeit stürzen wir uns raus aus dem dichten Verkehr Bangkoks - rein in ein neues Abenteuer. Erster Halt ist die Königsstadt Ayutthaya mit den verfallenen Tempeln. Weiter geht es zum Klong-Lan-Nationalpark - dem letzten ursprünglichen Waldgebiet der Provinz Kamphaeng Phet – mit seinem atemberaubenden Wasserfall, dessen Rauschen uns heute Abend in den Schlaf wiegen wird. Denn unser Nachtlager wird nur in etwa 800 Meter Entfernung aufgebaut.

 

Frisch erwacht müssen wir am nächsten Tag unsere Fahrkünste unter Beweis stellen: Es geht über Schotterpisten in Richtung Chiang Mai. Wir ahnen schon vorher, dass uns ein etwas anderes Fahrgefühl erwarten wird und fangen an, uns Gedanken darüber zu machen, ob die lehmigen Pisten aufgrund der Vor-Monsunzeit überhaupt befahrbar sein werden. Die Sorgen waren umsonst: Unsere Strecken sind trocken und wir können ohne Probleme die kleinen Dörfer links und rechts bestaunen. Nach dem Mittagessen erreichen wir das Mae Tup Reservoir – einen prinzipiell riesigen Stausee, der zu unserer Verwunderung völlig ausgetrocknet ist. Vielleicht liegt es daran, das er im Distrikt „Hot“ in Thailand liegt (und wir sind in der kühlen Jahreszeit unterwegs – ein „Kälteeinbruch“ heißt, das die Temperatur auf angenehm warme 20 Grad Celsius sinkt).  Unser Ziel heute ist Chiang Mai. Müde und zufrieden kommen wir in der Stadt an und bummeln noch über den inspirierenden Nachtmarkt: Jeden Abend werden hier lokale Produkte, Lebensmittel und Textilien (insbesondere von den Angehörigen der Bergvölker) feilgeboten.

 

Am nächsten Tag bietet eine besondere Offroad- und „Allrad“- Attraktion an: Wir haben die Gelegenheit, den Elefanten des Center Chiang Dao beim Trainieren zuschauen zu dürfen. Eine beeindruckende Vorführung. Diese Tiere sind in der Lage, meterlange Holzstämme zu tragen und zu stapeln. Aber auch ein Elefant hat einmal Feierabend: So trifft sich die gesamte Elefanten-Mannschaft am Wasserloch wieder. Vier von uns haben sogar die Gelegenheit, auf einem Elefantenrücken in den Urwald Thailands davon zu schaukeln (die Federung der Land Cruiser ist besser, dafür kommen Elefanten wohl wirklich überall hin).

 

Nach diesem Erlebnis geht es weiter durch das Land, wobei der Multikulti-Mix dieser nördlichsten Region Thailands eine große Wirkung auf uns hat. Wir lernen, dass man die einzelnen Volksstämme der Regionen anhand der Bauweise ihrer Häuser unterscheiden kann. Obwohl es uns hier gut gefällt, müssen wir weiter ziehen, denn noch haben wir unser Tagesziel Soap Ruak, nahe dem „Goldenen Dreieck“ nicht erreicht.

 

Nach einem erholsamen Schlaf geht es zuerst ins Opium Museum in Soap Ruak und dann auf die Piste entlang des Mekongs nach Chiang Kong. Auf der Strecke fallen uns immer wieder verbrannte oder brennende Berghänge auf – typisch für diese Region ist die traditionelle Brandrodung, offiziell zwar verboten, dennoch wird unwegsames Gelände noch immer, wie von den Urahnen gelernt, abgebrannt, um so fruchtbares Land zu schaffen.

 

Die Ausreiseformalitäten werden zu einer kleinen Tortur, aber schließlich können wir mit einer Fähre über den Mankong nach Laos einreisen. Wir haben uns zu früh gefreut, auch hier müssen wir wieder Zeit mit der Einreise verbringen. Während wir mit einem Tuk Tuk (ein Autorikscha mit einer Kabine aus Blech für zwei bis drei Personen und drei Rädern) zu der Personen-Einreisekontrolle gebracht werden, muss Melina, eine unserer Tourguides, sich um die Einreise unserer Fahrzeuge kümmern. Endlich ist es geschafft: Wir sind auch offiziell in Laos angekommen – einem schmalen Land auf der indochinesischen Halbinsel zwischen Vietnam im Osten, Kambodscha im Süden, Thailand im Westen und Grenzen mit Myanmar und der chinesischen Provinz Yunnan im Norden.

 

Am sechsten Tag der Etappe zieht unsere Karawane weiter entlang des Mekongs. Wir verlassen schon nach wenigen Kilometern die Asphaltstraße. Die Straße, auf der wir fahren, ist erst vor wenigen Wochen fertig gestellt worden und wir sind, laut Aussage eines Dorfbewohners, die ersten Europäer, die er in seinem Leben sieht. Ein wenig unsicher beäugen uns die Laoten und wir sie. Aber wir lernen von ihnen noch kurz vor der Abreise, dass in Laos die Reisspeicher immer außerhalb der Dörfer errichtet werden. Denn sollte ein Feuer das Dorf zerstören, ist zumindest der Reis gesichert.

 

So spannend die Laoten uns erscheinen, müssen wir dennoch weiterreisen. Etwa 40 Kilometer vor unserem Ziel dann der Schreck: Bei einem der Fahrzeuge leuchten die Warnlampen auf - vorne links ist ein ungewohntes Geräusch zu vernehmen. Wir beschließen die restliche Strecke trotzdem weiter zu fahren, und erst in Luang Namtha dem Geräusch näher auf den Grund zu gehen. Unsere Zuversicht erliegt, als wir schon nach weiteren fünf Kilometern den Wagen stehen lassen müssen: Das Radlager ist defekt.

 

Glück im Unglück: Mit Hilfe von zwei Mechanikern aus Luang Namtha kann das Radlager über Nacht gewechselt werden. Doch nicht lange und das nächste Unglück holt uns ein… Die Kupplung beim Hilux funktionierte nicht mehr. Da der Wagen rollfähig ist, beschließen wir den Wagen abzuschleppen. Im Schlepptau vom "Große Mauer"-Land Cruiser wird der Hilux nach China geschleppt. Das nächste Ziel dort ist Megla – hier müssen die Fahrzeuge zum chinesischen TÜV.

 

Und schon haben wir ein weiteres Problem: Der Hilux kommt nicht durch den TÜV; bei allen anderen Autos gibt es keinerlei Probleme. Glücklicherweise haben wir genügend Ersatzteile an Bord, so dass der Hilux über Nacht repariert werden kann, um ohne weitere Schwierigkeiten den TÜV-Test zu bestehen. Nachdem wir einen neuen Termin für den Hilux am nächsten Tag mit den Behörden vereinbaren, fahren wir weiter nach Jinghong in unsere Unterkunft.

 

Die Stadt hat fast 400.000 Einwohner und ist Hauptstadt des autonomen chinesischen Bezirks Xishuangbanna – wer sich diesen unaussprechlichen Namen nicht merken kann: Übersetzt heißt er "zwölftausend Reisfelder". Und noch eine Übersetzung lernen wir: Der Mekong heißt hier in China Lancan Jiang – das bedeutet „Turbulenter Fluss“.

 

Am nächsten Morgen sind alle Autos repariert. Zufrieden fahren wir weiter in Richtung Norden. Friedlich wirken auch die Teeplantagen auf uns, an denen wir stundenlang vorbei fahren. Hier wird einer der bekanntesten und beliebtesten Teesorten angebaut: der Pu-Erh-Tee. Er durchläuft einen speziellen Reifungsprozess, wodurch er seine dunkle, rötliche Farbe und den kräftigen, erdigen Geschmack erhält. Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrtausends dauerte diese Reifung noch bis zu fünf Jahren; heute gibt es Verfahren, die den Prozess künstlich beschleunigen. Wer Wert auf schonende Herstellung legt, sollte zur Sorte „roh/raw“ greifen – der behandelte Pu-Erh-Tee kommt als „reif/ripe in den Handel. Pu-Erh Tees reifen noch heute bis zu 60 Jahre, um ihr unvergleichliches Aroma zu entwickeln – haben dann aber auch ihren entsprechenden Preis.

 

Bei unserer achten Tagesetappe wird uns allen klar, welche erstaunlichen Unterschiede es zwischen China und Laos gibt. Laos mit seiner natürlichen, ausbaufähigen, oftmals noch ländlichen Infrastruktur -  dazu im Vergleich China, wo an allen Ecken und Enden gebaut wird. Beeindruckt von dem Kontrast erreichen wir das Hotel in Jianshui, einer Großstadt mit über 500.000 Einwohner in der Provinz Yunann. Vor dort aus geht am nächsten Morgen auf ausgebauten Autobahnen bis nach Jingxi, einer Kleinstadt in Südchina. Wir sind noch fit genug, um einen kleinen Spaziergang zu unternehmen; schauen auf dem Marktplatz beim Singen und Tanzen zu und beobachten Männer, die mit einem wassergetränkten Pinsel Gedichte auf den Boden schreiben.

 

Vier Tage vor Ende unseres Abenteuers verlässt uns ungewollt, aber durch seine Krankheit außer Gefecht gesetzt, ein Mitglied unserer Gruppe: Eine starke Bronchitis und vereiterte Nasen-Neben-Höhlen verhindern die Weiterfahrt. Für uns heißt es aber: weiter entlang der vietnamesischen Grenze. Wir besichtigten das atemberaubende Höhlensystem beim Sandieling Wasserfall und fahren weiter über Neben- und Schotterstraßen zum Detianwasserfall. Nach einem typisch chinesischen Essen geht es weiter in die Hauptstadt der Provinz Guangzi nach Nanning. Unterwegs treffen wir auf frei lebende Affen, die von uns mit Bananen und Mandarinen gefüttert werden.

 

Die beiden letzten Tage verlaufen ruhig und erholsam. Massagen, Entspannung, gutes Essen. Unser letzter Tag führt durch die Provinz Kanton. Gegen Mittag erreichen wir das imposante Perlflussdelta: Im Gegensatz zu einem Flussdelta, in dem sich normalerweise nur ein Fluss bzw. Strom auffächert, stoßen in diesem sehr engmaschigen Flussgeflecht in der südchinesischen Provinz Guangdong drei große Flüsse mit ihren zahlreichen Flussarmen aufeinander und bilden einen zum südchinesischen Meer führenden Strom. Beeindruckt von diesem Naturschauspiel gelangen wir am Ende des Tages nach Shenzhen, wo wir die Land Cruser abgeben und mit dem Zug weiter bis nach Hongkong fahren – dem Ende der 27. Etappe der XWORLD-Tour.“