Etappe 40: Von Sankt Petersburg nach Helsinki

Europa hat uns wieder! Vom russischen St. Petersburg führte die 40. Etappe der XWORLD über Murmansk, das Nordkap bis in die finnische Hauptstadt Helsinki. Von sakralen Bauten, scheinbar ausgereisten Fahrzeugen und einer Horde Huskies berichtet eine Teilnehmerin: 


Anreise der Teilnehmer für die lange Etappe von Sankt Petersburg nach Helsinki über Murmansk und dem Nordkap. Wir treffen uns alle am späten Nachmittag im Garten des Hotels und stellen den Tourenverlauf vor. Danach fahren wir mit dem Taxi durch die Nacht von Sankt Petersburg zu unserem Restaurant über den Dächern der Stadt. Im Restaurant "Moskau" auf der anderen Seite des Flusses Neva genießen wir das Abendessen und blicken auf die Stadt, die mittlerweile in der Nacht hell erleuchtet ist.

Früh am Morgen treffen wir uns alle gemeinsam, um die gebuchte Stadtrundfahrt anzutreten. Mit einem Kleinbus fahren wir in Richtung Innenstadt. Unser erster Stopp ist die Isaakskathedrale - in den Augen der Sankt Petersburger die schönste Kirche der Stadt. Mit der gigantischen Goldkuppel ist Sie die drittgrößte Kathedrale mit einem Kuppelbau. Wir sind alle sehr beeindruckt von der Größe und Höhe der Kirche; mit 4000 Quadratmetern Fläche bietet sie Platz für 14.000 Menschen.


Noch immer fasziniert von der Kirche fahren wir über die Neva vorbei an der Eremitage, dem Kunstmuseum mit seinen über 1000 Räumen, zur Peter-Paul Festung. Die Festungsanlage aus dem 18. Jahrhundert ist Ursprung und historischer Kern der Altstadt. Wir besuchen die Peter-Paul Kathedrale, in der die meisten Zaren in Marmorsärgen bestattet worden sind und erleben einen unglaublichen Nachmittag mit Kirchenmusik der besonderen Art. Den Abschluss unserer Stadtrundfahrt bildet der Besuch der Christi-Auferstehungskirche, die einzige Kirche in Sankt Petersburg mit den typischen Zwiebeltürmen.
Vollkommen überwältigt von der Vielfalt der Stadt genießt jeder einzelne am späten Nachmittag die willkommene Freizeit. Am Abend treffen uns wir uns zum Abendessen in einem typischen russischen Restaurant und probieren die Spezialitäten des Landes.

Wir frühstücken gemeinsam im Hotel und freuen uns alle darauf, dass wir heute endlich die Autos benutzen und die ersten Kilometer auf unserer langen Reise fahren können. Wir beladen unsere Fahrzeuge und bemerken die erste Panne: An einem der Fahrzeuge ist der hintere linke Reifen vollkommen platt. Glücklicherweise haben wir unseren mobilen Kompressor dabei und pumpen den platten Reifen auf.


Danach kann es endlich los gehen. Wir fahren aus Sankt Petersburg heraus und sind recht schnell auf der Straße, die uns in Richtung Norden bringt. Entlang des größten Sees in Europa, dem Ladoga See mit 220 Kilometern Breite und 120 Kilometern Länge, fahren wir in die Region Karelien. Die Straßen sind gut und wir kommen entsprechend voran. Das einzige was uns Sorge bereitet, sind die dicken Regenwolken am Himmel. Eigentlich wollen wir heute Abend unser erstes Camp aufschlagen, aber als wir zu später Stunde feststellen, dass die Regenwolken nun Ihre Pforten öffnen, entschließen wir uns kurzer Hand in Medvezjegorsk ein Hotel zu suchen. Glücklicherweise werden wir recht schnell fündig. Nachdem sich der komplizierte Vorgang des Eincheckens ins Hotel nach einer Stunde erledigt hat, treffen wir uns alle zum gemeinsamen Abendessen und dem obligatorischen Wodka.

Wir starten am frühen Morgen ohne Frühstück. Die Küche im Hotel war morgens noch nicht besetzt. Auf der M 18 fahren wir weiter Richtung Norden. Es geht vorbei an den unzähligen Seen entlang der Strecke. Das Wetter ist weiterhin sehr bescheiden, aber ab und an zeigt sich heute die Sonne. Bei 66¡ 33 Minuten überqueren wie den Polarkreis, wir machen einen Stopp für ein Gruppenbild. Für viele von uns ist die Überquerung des Polarkreises ein beeindruckendes Erlebnis.
Bei Sonnenuntergang suchen wir ein Übernachtungsplatz und finden diesen in der Nähe der M 18. Der angekündigte Campingplatz entpuppt sich als ein wunderschöner Platz inmitten eines Waldes mit See. Anstatt unsere Zelte aufzuschlagen, nehmen wir das Angebot an, die Hütten zu mieten. Bei Nudeln und einer schmackhaften Pfifferlingssauce genießen wir den Abend mit Abendrot und einem Lagerfeuer.

Der Duft von Kaffee und Rührei mit Speck treibt die Langschläfer aus den Betten. Der/die eine oder andere starten in den Tag mit einem Sprung in den eiskalten See, bevor wir wieder auf die Straße in den Norden fahren. Unser heutiges Ziel ist die Stadt Murmansk. Mit knapp 400.000 Einwohnern ist sie eine der größten Städte jenseits des Polarkreises. Wir erreichen Murmansk am frühen Nachmittag und stellen fest, dass die Stadt nicht gerade eine Perle ist. Der geplante Ausflug zu dem geheimen Hafen der russischen U-Boot Flotte wird uns leider verwehrt, so dass wir in einem ausgelagerten Stadtteil zumindest das Kriegsmuseum anschauen. Ehrfurchtsvoll wird uns dort die russische Kriegsgeschichte gezeigt. Über Umwege und nach längerem Suchen finden wir unser Hotel. Es liegt überhalb der Stadt, so dass wir einen großartigen Blick haben.

Der sechste Tag ist unser letzter in Russland. Wir starten früh am Morgen, da wir nicht wissen wie lange wir an der Grenze brauchen und fahren in Richtung Westen. Das Wetter bleibt an diesem Tag so wie immer: Wolkenbehangen und immer wieder Regen. Um 12 Uhr erreichen wir die Grenze und wir sind alle sehr gespannt wie schnell wir die Grenzformalitäten erledigen. Die russischen Beamten geben alles und wir sind voller Zuversicht. Die ersten drei Fahrzeuge und Teilnehmer kommen recht schnell durch, doch bei den nächsten drei Fahrzeugen schlägt der Bürokratismus zu. Das ausgefüllte Zolldokument der Fahrzeuge ist so klein geschrieben, dass selbst die Beamten die Zahlen nicht mehr unterscheiden geschweige denn lesen können. Folge: Es wird behauptet, dass die Fahrzeuge eigentlich schon seit einem Jahr ausgereist sind. Mehrere Beamten werden nun beschäftigt und alle überprüfen die Dokumente. Mit dem Ergebnis, dass die Kollegen im Osten Russlands, welche die Dokumente ausgefüllt haben, angerufen werden sollen. Da es aber bei uns mittlerweile 15 Uhr war, war klar, dass durch die Zeitverschiebung, unsere Beamten die Beamten im Osten nicht erreichen würden. Die Bitte der Beamten wir sollten doch morgen wieder kommen, wenn die Kollegen im Osten wieder wach seien, verneinen wir und drohen damit inmitten der Grenzstation unsere Zelte aufzuschlagen. So erleben wir ausgefüllte aber leider nicht zufriedene vier Stunden an der Grenze. Und doch geschehen Zeichen und Wunder: Nachdem der Oberinspektor sich einen "telefonischen Befehl" aus Murmansk abgeholt hatte, durften wir endlich ausreisen.


Die Einreise nach Norwegen war kinderleicht und wir waren froh, endlich nach über 12 Monaten wieder so richtig auf europäischem Boden zu sein. Die Weiterfahrt nach Kirkenes und bis nach Tana Bru genießen wir entlang der Fjorde.

Obwohl wir im hohen Norden sind und die Jahreszeit schon sehr stark in Richtung Winter geht, werden wir frühmorgens durch die ersten Sonnenstrahlen geweckt. Es ist der erste Tag auf unserer Reise an dem wir das Gefühl haben, die Sonne bleibt uns den ganzen Tag erhalten. Die Fahrt zum Nordkap gestaltet sich als wunderschön. Entlang von Fjorde und den ersten Rentieren. Auf halber Strecke zum Nordkap erleben wir aber noch einen Schreckensmoment: Durch einen Kurzschluss direkt am Lenkrad fängt ein Wagen Feuer. Mehrere Liter Wasser brauchen wir, um den Brand zu löschen und sind heil froh, dass der Wagen nicht vollends ausgebrannt ist. Nach einem kurzen Check, ob das Fahrzeug weiterhin fahrtüchtig ist erreichen wir das Nordkap am späten Nachmittag.
Hier erleben wir etwas, dass der eigentliche Nordkap-Besucher sehr selten erlebt: Wir sind die einzigen an diesem Tag, die die weite Fahrt zum Nordkap wagten. Für Reiner, der schon zum vierten Mal hier ist, ist es das erste Mal das er niemanden am Nordkap trifft. Wir genießen die Ruhe und das allein sein sehr und bauen auf dem dortigen Parkplatz unsere Zelte auf. Bei Nudeln, Lachs und Pilzen sitzen wir bis in die Nacht zusammen.

Der Wettergott meinte es weiterhin gut mit uns. Die ersten Sonnenstrahlen wecken uns und das Frühstück am Nordkap wird niemand von uns so schnell vergessen. Entlang des Porsangerfjord fahren wir in die Finnmark. Immer wieder kreuzen Rentiere unseren Weg und wir müssen gut aufpassen, dass es nicht zu einem Zusammenstoß kommt. In Karasjok, kurz vor der norwegisch-finnischen Grenze, übernachten wir in einem Hotel.

Endlich hat uns die Eurozone wieder und wir müssen uns nicht mehr mit fremden Währungen herumschlagen. Den Grenzübertritt nach Norwegen nehmen wir nur anhand eines Schildes war. Über Kaamanen erreichen wir sehr früh die Stadt Inari am gleichnamigen See und beziehen unsere Zimmer in der Engholm Design Husky Farm. Wir sind alle sehr froh über die frühe Ankunft, da so jeder auf eigene Faust die nähere Umgebung in Augenschein nehmen kann. Mit 56 ausgewachsenen Alaska Huskies, und 14 Baby Huskies, zählt die Farm zu eine der größten in Finnland. Obendrein zählt der Besitzer der Huskies - Sven Engholm zu den erfolgreichsten "Musher" der Welt. So gewann er elfmal das Finnmarksl¿pet Rennen, das längste Hundeschlittenrennen in Europa über 1.000 Kilometer und gehört zu den besten "Musher" bei dem legendären "Iditarod" Rennen in Alaska über 1.800 Kilometer. Seine Design Lodge hat er mit viel Liebe zum Detail hergerichtet und wir alle sind sehr angetan von der Gastfreundschaft. Zum Einen werden wir köstlich mit Essen verwöhnt und zum Anderen erfahren wir sehr viel über die Huskyzucht und das Leben im äußersten Winkel von Finnland - Lappland.

Früh am Morgen werden durch die Huskies und von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Ganz interessant für uns ist, nach all der Huskies Theorie am Abend, dass wir heute morgen das Training beobachten können. Da noch kein Schnee liegt für den Schlitten, werden die Huskies vor ein Quad gespannt. Wir haben den Eindruck, dass die Huskies die ganze Nacht auf diesen Augenblick gewartet haben. 56 Huskies bellen im Einklang und alle wollen mit zum Training.


Wenig später brechen auch wir zu unserem Training auf und fahren weiter in Richtung Süden. Auf unserer Fahrt in den Süden, machen wir in einer alten Goldgräberstadt halt und Richard versucht sich dabei als Goldwäscher der alten Schule - nicht ohne Erfolg. Es ist zwar nicht der ganz große Nugget, aber immerhin 4 - 5 kleine Goldkörner kann er aus dem kalten Wasser herausfiltern. Wenig später erreichen wir wieder die Grenze des Polarkreises. Diesmal allerdings auf der finnischen Seite. Der bizarr anmutende Weihnachtsmarkt am Polarkreis interessiert uns dabei weniger, das Weihnachtsfieber ist bei uns noch nicht ausgebrochen. Bei der Weiterfahrt verlassen wir Lappland und schlagen unser Camp zwischen Rovaniemi und Kemi auf.

Wir fahren weiter in Richtung Süden und tangieren die Ostsee. Wir fahren die typischen finnischen Straßen durch die Seenlandschaft und die Wälder und erreichen unser heutiges Tagesziel am Pielinen See. Hier scheint sich ein kleiner Kreis zu schließen, denn wir sind in dem finnischen Teil von Karelien angekommen. Hier mieten wir uns zwei Häuser am See und erleben den schönsten Sonnenuntergang der Reise. Ohne Mücken und bei Lagerfeuer ist es ein unvergessener Abend.

Erster Höhepunkt an diesem Tag sind die Koli Berge in unmittelbarer Nähe zu unserem Übernachtungsplatz. Auf 350 Meter Höhe haben wir zum ersten mal einen Überblick über das Seengebiet und sind vollkommen erstaunt darüber wie viele Seen es hier wirklich gibt. Auf der Weiterfahrt in den Süden erreichen wir am Nachmittag die Savonlinna. Mit knapp 30.000 Einwohnern zählt die Stadt nicht zu den großen Städten in Finnland, ist aber trotzdem sehr bekannt. Zum Einen durch das alljährlich stattfindende Opernfestival und zum Anderen durch die Burg Olavinlinna welche im 14. Jahrhundert gebaut worden ist.
Da wir morgen sehr früh in Helsinki sein wollen, entschließen wir uns heute weiter zu fahren als gedacht. Bei Puumala haben wir wieder das Glück, günstig zwei Blockhäuser mieten zu können. Bei Sonnenuntergang und schmackhaftem Essen lassen wir den Tag ausklingen.

Letzter Fahrtag für uns. Auf gut ausgebauten Straßen fahren wir in Richtung Helsinki. Die Hauptstadt Finnlands erreichen wir kurz nach Mittag und checken wenig später im Hotel ein. Helsinki ist mit seinen knapp 600.000 Einwohnern eine junge, lebendige und weltoffene Stadt - und dabei doch überschaubar, charmant und liebenswert.
Nach einer schnellen Dusche treffen wir uns alle wieder in der Hotellobby, um gemeinsam eine Stadtführung zu machen. Unser erster Weg führt uns zu der bekannten Felsenkirche, die 1969 fertiggestellt worden ist. Die archaische Kirche strahlt eine große Ruhe aus und bietet allen die etwas Einsamkeit und Besinnung suchen, eine schöne Ruhepause. Weitere Ziele unserer Stadtführung ist die Finnlandhalle und der Senatsplatz.
Am Abend treffen wir uns alle gemeinsam wieder zum Abendessen. Bei Kerzenlicht genießen wir den letzten gemeinsamen Abend.