XWORLD-Etappe 1: Großstadtdschungel, Geröllpisten und Schneebretter – von Bremen bis nach Istanbul

Über genau 4.237 Kilometer führte die erste Etappe der XWORLD-Tour 2008/2009. Ein Reisebericht der Teilnehmer, die von Bremen bis nach Istanbul fuhren – über breite Straßen, hucklige Geröllpisten, enge Tunnel und vorbei an einer malerischen Landschaft.

„Endlich geht es los. Schon seit Wochen freuen wir uns auf unsere XWORLD Offroad-Reise ins Abenteuer. Und schön, wenn man so wie wir verabschiedet wird: Zahlreiche Mitarbeiter, Freunde und Partner von HANSA-FLEX waren gekommen, um den Start zur Tour zu erleben. Sie führt in den kommenden 20 Monaten durch 34 Länder und zwei Kontinente – und wir dürfen diejenigen sein, die die erste Etappe fahren.

Am 9. März setzten sich pünktlich um halb elf unsere fünf auffällig gestalteten Toyota Land Cruiser nebst einem Begleitfahrzeug vom Stammsitz der HANSA-FLEX Gruppe in Bremen in Bewegung. Erstes Ziel: Berlin – viel Autobahn, aber am Anfang ist das gut, um zu lernen, wie ein Geländewagen reagiert. Denn ist schon ein anderes Gefühl, als wenn man (oder frau) sonst einen Klein- oder Mittelklasse-PKW steuert... Wir erreichen wohlbehalten die Hauptstadt, machen eine kurze Fotosession vorm Brandenburger Tor, besichtigen den Reichstag und essen abends auf dem Berliner Fernsehturm. Bestimmendes Thema beim Essen: Das Offroad-Training am nächsten Tag.

Zweiter Tag: Wir brechen morgens zeitig auf und fahren von Berlin zum Tagebau Meuro –„Offroad-Event“ steht im Programm. Der „Event“ fordert unser ganzes fahrerisches Können: Rutschige Sandhänge, schmale Durchfahrten, steile Klippen und zum Abschluss durch einen tiefen Fluss. Gott sei Dank: Die Türdichtungen halten wirklich das Wasser fern – keiner bekommt nasse Füsse. Noch ahnen wir nicht, dass wir das harte Training einige Tage später gut gebrauchen können...

Doch die nächsten Tage sind erstmal sehr entspannt. Wir genießen die Fahrt über Dresden, und Füssen, besichtigen das Schloss Neuschwanstein, fahren über Garmisch und die deutsche Alpenstraße nach Österreich, überqueren den Gerlochpass und erreichen am Abend des vierten Tourtages unser Etappenziel Klagenfurt.

Am nächsten Morgen wollen wir weiter Richtung Zagreb – was nicht so einfach ist. Über Nebenstraßen und offiziell gesperrte Pässe fahren wir nach Slowenien. Und sind froh, Allrad-Antrieb und eine sehr gute Federung zu haben: Auf nicht asphaltierten Strechen durchqueren wir das Land, erreichen Kroatien und gelangen am Abend nach Zagred. Schöne Geste: Der Niederlassungsleiter von HANSA-FLEX erwartet uns dort und lädt uns zum zünftigen Lammessen in einem schönen Restaurant am Stadtrand ein. Das Hotel des Abends ist prächtig und berühmt: Ein Tourteilnehmer darf die Suite beziehen, in der Tito einst nächtigte.

Der Morgen des sechsten Tages beginnt schreckhaft: Jemand hat in eines unserer Fahrzeuge eingebrochen. Die kleine Seitenscheibe der Fondtür wurde eingeschlagen, diverse Utensilien gestohlen. Dabei hatten wir den Wagen vorsichtshalber direkt gegenüber einem Polizeirevier geparkt...! Die Abfahrt zum Etappenziel Zadar verzögert sich dadurch etwas – doch irgendwann kommen wir tatsächlich los. Bereits nach 50 Kilometern weichen wir auf Nebenstrecken aus und landen später auf Geröllpisten, die uns unserem Ziel näher bringen. Erschreckt sind wir über die Zeichen des Bürgerkrieges, die leider noch immer zu sehen sind: Zerschossene Häuser, Minenfelder links und rechts der Straße, Gräben, Granatlöcher und unzähliger Kreuze mit Gesichtern der Toten am Straßenrand. Wohlbehalten erreichen wir am Abend Zadar.

Von dort führt uns am nächsten Tag unsere Fahrt entlang der Küstenstraße nach Split und von dort in Richtung Dubrovnik. Jetzt holen sich endlich auch einige von uns nasse Füße: Beim Mittagspicknick direkt am Wasser können einige nicht widerstehen und gehen baden – und das Anfang März (brr....). Die Pause war aber für alle erfrischend und notwendig: Denn die Strecke wird härter. Es geht in die Berge Richtung Bosnien; wir steuern unsere Land Cruiser behutsam über Schotterpisten und durch Flussbette.

Am späten Nachmittag überqueren wir die Grenze nach Bosnien und erreichen bald danach Mostar, wo wir übernachten. Ein besonderes Erlebnis, die wieder aufgebaute Stari Most (Alte Brücke). Früh am morgen starten wir dann durchs Gebirge in Richtung Sarajewo, verlassen aber schon bald die üblichen Wege. 20 Kilometer steuern wir Offroad entlang eines Flusses – mehr als die Hälfte des Weges führt dabei aber durch bis zu 500 Meter lange, unbeleuchtete Tunnel, jeder gerade so breit wie unsere Geländewagen. Mittlerweile sind wir aber im Fahren geübt: Wir schaffen es ohne eine einzige Schramme im Lack, erreichen glücklich Sarajewo und am Abend unser Übernachtungsziel Zlatibor in Serbien. Genau 3.009 Kilometer haben wir bis hierher zurückgelegt.

Beim Aufwachen morgens wird uns bewusst, dass sich unsere Etappe langsam ihrem Ende nähert. Etwas wehmütig genießen wir die Fahrt in Richtung Belgrad durch Waldgebiete und über verschneite Bergpässe. Wo auch gleich die ersten Wagen Opfer von Schneebrettern werden, die sich plötzlich lösen und den Geländewagen festsetzen. Mit Winde und viel Gefühl an Kupplung und Gas bekommen wir gemeinsam als Team jeden Wagen wieder frei. Doch die Schneebretter in den Bergen machen uns weiter Ärger: Einen Pass auf der geplanten Route können wir nicht überqueren, wir müssen den Berg umfahren und erreichen so viel später als erhofft die bulgarische Grenze. Ein ungewohntes Gefühl: Wir erreichen plötzlich wieder die Europäische Union und werden an der Grenze penibel kontrolliert ... Erschöpft, aber auch glücklich erreichen wir am späten Abend Sofia.

Die letzten drei Tage der ersten Etappe sind eher entspannend. Das Offroad-Event nahe nahe Sofia bereitet uns keine Schwierigkeiten mehr - wir genießen die pure Lust am Fahren und am Meistern von schwierigen Strecken. Ein Besuch bei HANSA-FLEX in Plovdiv und einem zünftigen Abendprogramm im Restaurant ‚Zum lustigen Dorf’ machen die Erlebnisse in Bulgarien unvergesslich.

Nur noch 450 Kilometer trennen uns morgens von unserem Endziel Istanbul, das wir nach einer entspannenden Fahrt erreichen. XWORLD lassen wir mit den zwei Tagen in der Metropole am Bosporus mit  einem umfassenden Rahmenprogramm und einer Stadtbesichtigung ausklingen. Wir sind stolz, die ersten Teilnehmer dieser Abenteuertour gewesen zu sein und der eine oder andere wird garantiert noch eine Etappe mitfahren.“