XWORLD-Etappe 4: Am Rand des Himalayas

Die vierte Etappe der XWORLD-Tour 2008/2009 führte durch drei Zeitzonen bis zum Rand des Himalayas. Ein Reisebericht der acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die über fast 3.100 Kilometer der historischen Seidenstraße folgten.

„’Individuelle Anreise nach Astrakhan’ stand in der Tourenbeschreibung für die vierte Etappe der XWORLD-Tour. Aber wo liegt das? Eine kleine Internet-Recherche – und schon wussten wir es genauer: Tief im Süden Russlands, an der Wolga, im Mittelalter eine der bedeutendsten Städte der ‚Goldenen Horde’. Die Anreise führt uns – leicht stressig – von Frankfurt über Moskau in die Stadt, die auf vier Hügeln und elf Inseln liegt sowie von tausenden kleinen Flüssen umgeben ist. Die Landschaft um die Stadt besteht überwiegend aus Steppe, Halbwüste und dem Wolga-Delta. Ein ideales Übungsgebiet, wie wir am zweiten Tag erleben können, als wir unsere Offroad-Fahrzeuge kennenlernen. Vormittags üben wir gemeinsam in teilweise schon schwierigem Gelände, am Nachmittag gönnt uns die Tourleitung noch eine Pause – Stadtbummel mit Besichtigung des Kremlin in Astrakhan.

Ausgeruht starten wir am nächsten Morgen zu unserer ersten Etappe nach Atyrau in Kasachstan. Über gute Asphaltstrassen kommen wir zügig voran – verlieren dann aber sehr viel Zeit an der Grenze zwischen Russland und der Kasachischen Grenze. Warten, warten, warten – nicht wegen uns, sondern der Fahrzeuge vor uns in der Schlange. Bei uns werfen die Grenzbeamten nur einen kurzen Blick in die Dokumente und nach einem herzhaften Händedruck dürfen wir weiterfahren. Eine Erfahrung, die wir in den kommenden Tagen noch häufiger machen werden. Genauso wie den Umgang mit platten Reifen: Kurz nach der Grenze ist das erste Mal beim Land Cruiser mit dem „Himalays“-Motiv die Luft raus. Gut, dass die Fahrzeuge mit dem erforderlichen Werkzeug ausgestattet sind. Leicht erschöpft erreichen wir am frühen Abend Atyrau, eine Stadt am Ufer des Urals.

Tag 4 unserer Tour startet mit einer Fahrt zum Kaspischen Meer – dort wechseln wir für wenige Stunden das Transportmittel. Zwei kleine Fischerboote bringen uns aufs offene Meer. Wir genießen die Fahrt und schöpfen ein wenig Kraft für den weiteren Tag. Denn die Etappe führt uns zuerst über löchrige Asphaltpisten, später dann Schotterstra0en mit kleinen Flussdurchfahrten bis in die Nähe von Sagiz, wo wir in einem Camp übernachten. Erst beim gemeinsamen Abendessen wird uns bewusst, dass wir mittlerweile auf dem asiatischen Kontinent angekommen sind.

Der fünfte Tag beginnt mit einer Frage: Warum haben die hier überhaupt Straßen gebaut? Die Asphaltstrecke ist in einem kastrophalen Zustand – Schlagloch neben Schlagloch, teilweise metergroß. Wir fahren die gesamte Etappe (330 Kilometer) „neben der Spur“ auf zum Teil vierspurigen Sand- und Schotterwegen. Trotz guter Federung – es holpert ganz schön und staubt mächtig. Und auch der nächste Tag zeigt, warum Allrad-Antrieb und eine gute Federung auf dieser Tour vorhanden sein sollten: Wieder fahren wir neben der Straße, die immer schlechter wird und erreichen nach anstrengenden 250 Kilometern den unaussprechlichen Ort  Quandyyaghash, der in nur wenigen Landkarten verzeichnet ist und den man nicht mal im Internet findet (nur auf den Seiten von HANSA-FLEX).

Tag 7. Wieder erwarten uns über 270 Kilometer Sandpiste und Schotterstraßen. Doch kurz vor dem Etappenziel Aral-See endlich mal wieder guter Asphalt, auf dem wir zügig vorankommen und pünklich den Friedhof der Schiffe auf dem ehemaligen Seegrund erreichen – denn der Aral-See schrumpft zusehends; die Schiffe bleiben dann einfach auf dem ehemaligen Meeresboden liegen. Grund ist der Mensch: Die Hauptzuflüsse wird zuviel Wasser entnommen, so dass der Aralsee möglicherweise in absehbarer Zeit nicht mehr existieren wird... Ursprünglich lagen hier einmal elf Schiffwracks, jetzt sind es noch drei. Denn die Schiffe werden mühsam von Hand zerteilt, der gewonnene Stahl dann nach China verkauft. Es beeindruckt, welche Mühe sich dort mit diesen Wracks gemacht wird – bedrückt aber auch, wenn man sieht, wie der Mensch mit der Natur umgeht.

Der nächste Tag bringt uns vom Aral-See in eine - wieder fast nicht auszusprechende - Stadt mit den Namen Qyzylorda (auch Qysylorda genannt). Die Fahrt ist kurz und entspannend über eine gute Asphaltstrecke – man merkt an der besseren Infrastruktur die Nähe zum russischen Raumfahrtzentrum Baikonur (das wir leider nicht berücksichtigen dürfen). Dafür können wir am Morgen des 9. XWORLD-Tourtages in Ruhe die Grabmoschee für den Propheten Hodzha Achmed Jassawi in Qyzylorda besichtigen, bevor es an diesem heißesten Tag der Tour (plus 34 Grad im Schatten im April!) weitergeht zum Naturpark Zhabagly. Nach neun Tagen Steppe tauchen vor uns am Ende des Tages endlich die ersten schneebedeckten 4.000er-Gipfel auf. Leider müssen wir an diesem Tag auch einen Teilnehmer der Tour verabschieden – mit Verdacht auf Blinddarmentzündung muss er nach Deutschland zurückfliegen.

Wir übrigen sechs Teilnehmer entscheiden uns am nächsten Tag, den Aksu Canyon im Naturpark zu erkunden. Mit den Land Cruiser ist die Hinfahrt einfach, die dreistündige Wanderung in den Canyon schon etwas schwieriger – und das auf dem Rückweg ein Stein den Reifen beim Toyota „Südsee“ aufschlitzt, hätte wirklich nicht sein 0müssen. Gut, das wir uns abends nicht noch irgendwie einrichten müssen, sondern uns gleich nach Ankunft im Gästehaus im Naturpark entspannen können.

Die letzten Tage vergehen dann viel zu schnell. Auf einer guter Straße fahren wir weiter nach Osten, übernachten an einem idyllisch gelegenen Fluss nahe der kirgisischen Grenze, ehe wir am zwölften Tag (und einem dritten Platten – wieder der „Himalaya“) Kirgistan erreichen. Die Einreise geht erstaunlich schnell; direkt nach der Grenze erwartet uns der örtliche HANSA-FLEX Geschäftsführer Bischkek an der Grenze, der uns bis nach Almaty begleitet. An unserem letzten Tag besuchen wir dort noch den Osch Basar – und fliegen dann voller Eindrücke, entspannt und auch ein wenig körperlich erschöpft von der XWORLD-Etappe Nummer 4, wieder nach Hause.“