XWORLD-Etappe 07: Wenig Sprit, harte Pisten, verlorene Reifen – von Urumqi bis Ulan-Bator

Die siebte Etappe der XWORLD-Tour 2008/2009 führte vom Norden Chinas in die Mongolei. Ein Reisebericht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zum ersten Mal die Reservekanister der Landcruiser füllen mussten – denn Treibstoff war knapp.

„Unsere XWORLD-Tour startet in Urumqi, einer modernen Großstadt im Nordwesten Chinas, deren Stadtbild dennoch von den tiefverwurzelten, asiatischen Zügen geprägt ist. Am frühen Morgen lassen wir die beeindruckende Skyline vor den Bergpässen hinter uns und nehmen - mit insgesamt acht Teilnehmern und drei Reiseleitern - die Autobahn. Die Straßen ab Fukkang sind überraschend gut gepflastert, so dass wir eine Etappe abseits des Asphalts einlegen, um unsere ersten Offroad-Übungen unserer persönlichen  XWORLD-Tour zu machen. Schließlich wollten wir den steinigen Boden unter den Rädern spüren und den Sand aufwirbeln sehen.


Richtig Spaß macht das dann am Tian Chi Himmelssee, dessen Küste die rauen Naturbedingungen bietet, nach der wir suchen. Zu mindestens zu Land: Denn bei der anschließenden Bootstour sind wir froh über die gemütliche Atmosphäre, die der - in einer grünen Bergkette eingebettete - See verströmt. Immerhin ist er nach Volkssagen die Badewanne der westlichen Himmelsgöttin und wird auch „Perle des Himmels“ genannt. Zum Abschluss des Tages besichtigen wir noch ein Kloster. An diesem mystischen Ort gibt es viele religiöse Bauten, zum Beispiel das einzige taoistische Kloster in ganz Xinjiang. Dieses Kloster wurde 1221 zu Ehren der westlichen Himmelsgöttin erbaut.

 
Am dritten Tag verlassen wir die „Perle des Himmels“ und somit auch das Bogda Shan Gebirge. In der Nähe von Qitai versorgt uns die Reiseleitung zunächst mit Kultur, zeigt uns eine alte Ruinenstätte, ehe wir am frühen Abend in unser Hotel einchecken und gemeinsam in einem typisch chinesischen Fonduerestaurant essen.


Zum Abschluss des Tages wollen wir „nur noch“ die Fahrzeuge betanken und uns dann ausruhen - schließlich soll es gleich am frühen Morgen Richtung Mongolische Grenze weiter gehen. Also fahren wir zur einzigen Dieseltankstelle der Stadt. Dabei stellten wir fest, dass sich ein einfacher Tankausflug in Asien zu einem wahren Abenteuer entpuppen kann. Zehn LKW und acht PKW warteten bereits. Dazu die Nachricht, dass es lediglich Diesel für 10.000 Yuan gibt, danach sei es nun mal alle. Gut, dass sich darum unsere Reiseleitung kümmert und (wie auch immer...) nach drei Stunden Wartezeit die Weiterfahrt sichert.


So geht es dann doch wie geplant um 7 Uhr morgens los. Die Asphaltverhältnisse sind gut, so dass wir voller Optimismus loslegen. Doch je näher wir der mongolischen Grenze kommen, desto bescheidener fallen auch die Straßenverhältnisse aus. Etwa 100 Kilometer hinter Qitai fahren wir nur noch über Schotter (was mit den Geländewagen ja ein schönes Erlebnis ist). Als dann aber plötzlich sogar die Straßenschilder fehlten und die ersten Kamele unseren Weg kreuzen, ist uns richtig bewusst, dass wir uns im Abenteuer unseres Lebens befinden. Zum Glück haben wir einen lokalen Guide, der uns über eine wunderschöne Strecke über Steppe und Bergen bis hin zur chinesisch-mongolischen Grenze führt.


An der Grenze erblicken wir tatsächlich wieder einen Hauch von Zivilisation: Die lokale Polizei, bei der wir uns melden müssen, weil wir schon am Abend unsere Landcruiser in die Mongolei ausführen wollen. Die Ausreiseformalitäten dauern volle vier Stunden... Langsam gewöhnen wir uns aber an das chinesische Tempo und sind nicht mal mehr überrascht, dass wir auch beim Tanken erneut zwei Stunden warten müssen. Erstmals betanken wir auch unsere Reservekanister. Die letzte Nacht in China verbringen wir romantisch im Zelt auf einem bergigen, grasbedeckten Campingplatz - nichts davon ahnend, was uns am nächsten Tag bevor stehen sollte.

 
Der nächste Morgen beginnt mit Frühsport: Unser Landcruiser „Große Mauer“ und „Tiger“ springen erst an, als wir sie anschieben – die gymnastischen Übungen haben wir ab heute jeden Tag. 164 Kilometer liegen danach vor uns bis zur Grenze. Oder besser: Dem Grenzspektakel: Mitten zwischen Sand- und Schotterwegen wird jede Kamera, jede Laptop genaue untersucht. Die Zollbeamten bestimmten, welche Fotografien behalten werden durften und welche gelöscht werden mussten. Angeblich sei es nicht gestattet Landschaften zu fotografieren, hieß es.


Nach der etwa vierstündigen Zollkontrolle verlassen wir (zugegebenerweise leicht genervt) die Republik China und fahren auf einer sehr guten Asphaltstrasse wir zu unserem ersten mongolischen Ziel: Bulgan. Die Stadt hat etwa 16.300 Einwohner und sogar einen Flughafen. Eigentlich wollen wir hier nur Geld wechseln. ‚Das ginge leider nicht mehr - es sei Ende des Monats’, lautet die Antwort, die uns doch etwas verwundert. Wir fahren weiter Richtung Altai Gebirge, durchqueren unseren ersten Fluss und finden einen wunderschönen Campplatz direkt am Fluss. Der „Hilux“ hat den ersten Plattfuss hinten links.


Sechster Tag: Entlang des Flusses schlängelt sich die Straße behutsam in die Höhe. Wir teilen uns die Schotterstrasse mit überladenen LKWs, kleinen Mofas, Viehherden und mongolischen Familien, die ihren gesamten Hausstand auf wenigen Kamelen transportieren. Wir tippen auf den Umzug einer Nomadenfamilie...

Wir passieren einen knapp 3000 Meter hohen Pass und fahren über die Hochebene Richtung Altai. Es scheppert ein wenig: Die ersten Unterbodenbleche müssen nachgezogen werden und etwa 180 Kilometer vor unserem Etappenziel merken wir, das beim Landcruiser „Tiger“ der Gepäckträger das Gewicht der gefüllten Dieselkanister nicht trägt - eine Halterung ist weggebrochen. Wir verzurren alles provisorisch und laden das Gepäck zur Sicherheit. Überglücklich und ohne weitere Pannen erreichen wir abends gegen halb zehn unser Hotel.

Wir starten gemütlich in den Tag und haben etwas gelernt: Die Unterbodenbleche an allen Autos werden kontrolliert und nachgezogen; dabei lernen wir auch gleich, Reifen zu flicken – das Modell „Große Mauer“ hat den erster Plattfuss. Erst gegen 13 Uhr können wir so Altai verlassen. Schotterpisten führen uns durch die menschenleere, stürmische Steppe mit Bergen im Hintergrund; teilweise können wir nur um die 20 bis Stundenkilometer fahren. Gegen Abend überqueren wir einen der Gebirgszüge, die wir den ganzen Tag über bewundert haben und finden nach einiger Suche einen relativ windstillen Platz in den Bergen zum Übernachten. Gerade noch rechtzeitig: Landcruiser „Südsee“ meldet einen Motorschaden – aber es hatte sich nur ein Kabel gelockert. Glück gehabt...

Wieder was gelernt: Wir müssen früher los, sonst wird es abends zu spät... So starten wir am nächsten Morgen überpünktlich, überqueren das Altai-Gebirge und fahren auf Schotterpisten weiter gen Osten. Immer wieder passieren wir kleine Jurtensiedlungen; der erforderliche Tankstop unterwegs ist ein Abenteuer für sich: Die Pumpe wird noch von Hand betrieben. Unser Weg führt uns entlang der Wüste Gobi und durch den „versteinerten Wald“ von Ulaan Shand. Am Abend finden wir einen schönen Platz in den Sanddünen, zaubern uns ein leckeres Abendessen (die Sandkörner im Essen stören fast gar nicht) und lassen den Tag bei einem Glas Wein am Lagerfeuer ausklingen.


Am nächsten Tag geht es zur „Geierschlucht“, die auf mongolisch Yolin Am-Schlucht heißt. Vorher fahren wir durch den Gobi Gurvan Saykhan Nationalpark, der einen Eindruck vermittelt, wie mächtig die Wüste sein kann. An den Straßenrändern wachsen Sanddünen bis zu 30 Meter in die Höhe. Doch uns erschreckt etwas anderes – eine Funkdurchsage: ‚Ich habe gerade mein Rad verloren’ meldet einer unserer Landcruiser. Glück im Unglück: Es ist nur ein Bolzen ausgerissen und wir können nach kurzer Zeit weiter fahren.
Am frühen Nachmittag erreichen wir schließlich die „Geierschlucht“. Welch ein Kontrast zur Wüste, durch die wir eben noch gefahren sind: Über Eisflächen (!) gelangen wir immer weiter in den Canyon hinein und genießen nach vielen Steppe und Wüste die schroffe Felslandschaft und die grünen Bäume im Canyon. Übernachtet wird an diesem Abend in einem schön hergerichteten Jurtencamp – und wir genießen nach drei Tagen die erste warme Dusche und spülen uns den Sand, Schweiß und Schmutz vom Körper.


Wir starten sauber und ausgeruht in den neuen Tag und fahren weiter Richtung Norden. Die Landschaft ähnelt der der letzten Tage – nur bleiben diesmal die kleinen Zwischenstopps zum Autoreparieren aus: Kein Platten, alle Bodenbleche fest, keine abgerissenen Bolzen oder vorgebliche Motorschäden. Mit bis zu 80 Kilometer pro Stunde kommen wir schnell voran; übernachtet wird in einem Jurtencamp hinter Mandalgobi, einer kleinen Stadt mit rund 10.000 Einwohner. Doch irgendwie endet kein Tag ohne Überraschung... Zum Abendessen gibt es eine lokale Spezialität: Extra für uns wird einen Ziege geschlachtet und wir essen „Ziege im Milchtopf“.


Am nächsten Morgen bricht unsere letzte Tour-Etappe an – die Weiterfahrt nach Ulan Bator, dem Ende dieser Etappe der XWORLD-Tour. Im Vergleich zu den letzten Tagen ist die Region, durch die wir heute fahren, schon stark besiedelt. Wir genießen noch einmal die Steppe und die wunderschöne Landschaft der Mongolei, bevor wir nach fast 2.000 Kilometer Sand, Schotter und Geröll endlich wieder Asphalt unter den Reifen haben. Und in Ulan Bator angekommen, checken wir im Hotel ein und genießen den Luxus der Zivilisation.“