XWORLD-Etappe 08: Sandstürme, Matschwege, Steinwüsten – von Ulan Bator bis Ulan Bator

Die achte Etappe der XWORLD-Tour 2008/2009 drehte sich im Kreis – Ausgangs- und Zielpunkt war Ulan Bator, die Hauptstadt der Mongolei. Ein Reisebericht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die gemeinsam mit einem Filmteam des DSF durch Sandstürme und über Steinwüsten fuhren.

„Gut, dass wir nicht gleich am ersten Tag zu unserer XWORLD-Etappe gestartet sind, sondern uns noch einen Tag in Ulan Bator entspannen konnten. Wir nutzen die Zeit, uns diese Stadt – auf Deutsch steht der Namen für „roter Held“ - zwischen Tradition und Moderne anzuschauen, ehe wir am kommenden Morgen zu unserer Tour quer durch die Mongolei aufbrechen wollen. Mit dabei diesmal: Ein Fernsehteam des deutschen Senders DSF, das einen Bericht über die XWORLD-Tour drehen möchte.


Sie haben sich dafür die richtige Etappe ausgewählt: Denn nach dem Tourstart geht es vor den Toren der Stadt gleich Offroad zur Sache. Die in den Karten als fertig eingezeichneten Straßen waren nicht ansatzweise vorhanden; zudem war es extrem trocken. Schnell bildeten sich Staubfahnen rund um jeden unserer Landcruiser - was gefährlich wurde, wenn einer plötzlich stehen blieb und man das im nicht erkennen konnte. Und stehen bleiben mussten wir immer wieder an diesem ersten Tag: Ein gewaltiger Sandsturm zog hoch und der gesamte Konvoi hielt zur Sicherheit an, da man nicht mal mehr das Ende der Motorhaube sehen konnte.


An Weiterfahren war nicht sofort zu denken, nachdem sich der Sandsturm gelegt hatte. Direkt danach kam eine seltsame Mischung aus Sand-Wasser-Regen vom Himmel, die die Sicht massiv erschwerte und durch die wir uns vorsichtig hindurchtasteten. Leider nicht für allzu lange: Zwangspause durch den ersten Reifenwechsel - ausgerechnet beim Fahrzeug mit dem Kamerateam vom DSF.


Kurz vor unserem Etappenziel Bulgan treffen wir auf einen stolzen Hirten, der mit seinem Pferd und der Familie von einem Turnier auf dem Weg nach Hause war. Das Pferd war prächtig geschmückt - und der Stolz über den Sieg war allen anzusehen. Erschöpft und sehr sandig erreichen wir schließlich in der Nähe von Bulgan – der Hauptstadt der Provinz Bulgan-Aimag - dann das erste „Ger Camp“, ein Jurtencamp.


Wir schlafen die Nacht über gut durch – und hören irgendwie nichts vom Regen, der vom Himmel fällt und fällt und fällt ... Erst am nächsten Morgen sehen wir, was er angerichtet hat: Alle Wege in Richtung Norden sind in Matschpartien verwandelt worden. Mit unserem Allrad-Antrieb ist das nicht das große Problem; auch die ersten Flussdurchquerungen meistern wir geschickt und als Team - bis wir wegen zu hohem Wasserstand nicht mehr weiter fahren können. Ausweichrouten gab es zwar, aber die dafür notwendigen Brücken waren entweder unterspült oder überhaupt nicht mehr vorhanden. Auf halber Strecke entschließen wir uns zur Rückkehr nach Bulgan, da ein Weiterkommen in Richtung Norden nicht gewährleistet ist.


Gegen Mittag erreichen wir schließlich wieder Bulgan. Zusammen planen wir die Tour neu und entscheiden uns, mehr in trockenere Gebiete auszuweichen.


Eine gute Entscheidung, auch wenn das Offroadfahren immer anspruchsvoller wird. Zwar ist die Gegend trocken und wir versinken nicht mehr im Matsch, aber auch immer mehr Steine liegen auf den Pisten und fordern den Stoßdämpfern einiges ab. Und die Bergmassive, durch die wir jetzt vorsichtig fahren, fordern unsere ganzen Fahrtkünste.


Auf dem Wegstück zurück wollen wir die Bewohner einer Jurte besuchen und halten einfach an - plötzlich steht der Hirte vom Vortag in der Tür ... die Freude ist groß! Er lädt uns zum Essen ein und reicht Produkte, die er selber hergestellt hat wie Brot, Milch, Butter und Käse. 800 Tiere besitzt er, erfahren wir über unsere lokalen Begleiter – ein Vermögen in dieser Gegend. Pferde, Yaks, Schafe und Ziegen züchtet unser Hirte. Und will uns zu Ehren sogar noch eine Ziege schlachten und mit uns den Abend feiern - doch aus Zeitgründen müssen wir leider ausschlagen. Eine tolle Begegnung am Rande einer namenlosen Piste in der Mongolei.


Für die harte Arbeit am Lenkrad (oder als Co-Pilot beim „Achtung!“ rufen) entschädigt uns der Blick nach draußen. Die Landschaften wurden immer beeindruckender: Diese Weite ist nicht zu beschreiben, wenn man nicht in ihr steht. Einzigartige Farbspiele begleiten uns, immer wieder sehen wir Wildtiere; sichten aber auch die ersten Kamele. Abends erreichen wir ein Ger Camp an einem See.


Schließlich erreichen wir Altai, die Provinzhauptstadt in der westlichen Mongolei. Dort steigt Jumbo Schreiner vom DSF nach einer abenteuerlichen Anreise zu uns und seinem Team. Sein Sender schreibt über ihn: „Jumbo Schreiner ist wohl das Gewichtigste, was das Fernsehen derzeit zu bieten hat. Zusammen mit seinem Freund und Kollegen Srecko “Meci” Stojmirovic testet er in DSF Motor automobile Grenzerfahrungen aus.“ Dafür ist er bei uns genau richtig...


Denn mit dem neuen Teilnehmer an Bord geht es durch die Ausläufer des Altai-Gebirges, eines rund 2.100 Kilometer langen Gebirgslaufes. Schon bald fahren wir über Geröllfelder, sehen Gletscher glitzern und durchqueren die ersten wüstenähnlichen Gebiete. Unsere Tagesetappe führt uns auch entlang der von Felsen und Schluchten geprägten Landschaft des nahezu unbekannten Gichigniy-Nuruu-Gebirges – eines Ausläufers des Altai.


Die nächsten zwei Tage fahren wir durch eine märchenhafte Landschaft, übernachten nahe Changai in einem Jurtenlager im Bergland mit Vulkanen in der Nähe. Unsere Übernachtungsmöglichkeit am nächsten Abend ist noch nicht fertig gestellt, die Eröffnung ist 14 Tage später vorgesehen. Wir können trotzdem einkehren: Die Leute rotieren und arrangieren alles für uns. Sogar die Möbel für das Restaurant werden erst reingetragen - und die Küche zaubert ein Essen, das uns unvergesslich bleiben wird.


Auf wenig befahrenen Schotterpisten erreichen wir die Wüste Gobi, durchfahren dabei viele Flussbette und müssen uns mühsam den Weg über unsere GPS-Navigationssysteme suchen. Wie mühselig hatten es da die Menschen früher...Wir erreichen dank technischer Unterstützung die Dünen der Süd-Gobi und sind ganz aus dem Häuschen beim Durch- bzw. Befahren der Dünen. Unweit kehren wir in ein Ger Camp ein.


Beim abendlichen Zeltcamp des Folgetages in der Nähe der kleinen Stadt Chandimani bekommt unser XWORLD-Team wieder Zuwachs: Wir adoptieren einen treuen Hirtenhund, der nicht von unserer Seite weicht. Genau wie der Werkzeugkasten. Es lohnt gar nicht mehr, den richtig zu verstauen ... Immer wieder gehen uns an diesen Tagen die Reifen kaputt oder etwas löst sich. Wir schrauben, befestigen, reparieren und improvisieren täglich mehrmals. Immerhin: Die Filmaufnahmen laufen perfekt – auch ohne Drehbuch. Denn das gibt uns die Natur vor.


Auch am nächsten Tag begleitet uns diese mächtige Wüste. An ihren Ausläufern entlang fahren wir in Richtung des Khuislin-Naiman-Nuur-Nationalparks, unserem Etappenziel am zehnten Tag.  Wir entscheiden uns spontan, einen kurzen Abstecher zu einem Kloster unweit der Orchon-Wasserfälle zu unternehmen. Was wir nicht aus den Karten erkennen konnten (die sind nicht wirklich gut in dieser Gegend...): In einem Wald müssen wir extreme Steigungen passieren, da das Kloster auf einem Gipfel liegt. Gott sei Dank: Es passiert niemanden etwas – und selbst wenn: Im Kloster angekommen, kann man dort in einer Höhle wiedergeboren werden. Der Trick ist einfach: OHNE Schuhe rein in die sehr, sehr enge Höhle, einmal drehen und wieder rausschlüpfen. Hat man das mit dem Dreh geschafft, fühlt man sich wirklich wie neugeboren...


Pech nur, dass der Ausflug zum Kloster unserem Tourenwagen „Hilux“ nicht so gut bekommen ist: Federbruch. Vorsichtig (soweit man davon sprechen kann) fahren wir zum nächsten Etappenziel Karakorum, dem UNESCO Weltkulturerbe. Der „Hilux“ darf in die Werkstatt (wo die 4-fach gebrochene Feder in zwei Anläufen geschweißt wird); wir suchen uns ein Ger Camp in Karakorum, dem ehemaligen Zentrum des Mongolischen Reiches. Gegründet wurde sie wohl um das Jahr 1220 durch den Mongolenfürsten Dschingis Khan. Für die Mongolen ist Karakorum noch heute die Keimzelle und Geburtsstätte ihres Nationalstaates. Von der ehemaligen Pracht der Stadt ist auch heute noch viel zu sehen – auch wenn die Chinesen um 1388 die Stadt fast völlig zerstörten, als sie sich von der Mongolenherrschaft befreien wollten.


Am letzten Tag erleben wir ein Wetter wie am ersten Tag: Einfach schlecht. Das merken wir auf der Rückfahrt nach Ulan Bator an der Menge der Autos, die im Schlamm steckenbleiben. Als XWORLD’ler fahren wir da aber nicht einfach vorbei: Wir helfen aktiv und leisten mit unseren Winden und Gurten Hilfe. Erschöpft, müde, aber auch unendlich zufrieden erreichen wir am späten Abend wieder Ulan Bator und neben asphaltierten Straßen die Zivilisation. Hinter uns liegen 3.440 Kilometer Strecke, davon über 3.000 Kilometer Offroad über Sand und Steine. Schon jetzt ist für uns klar: Auf einer nächsten Etappen wollen wir wieder dabei sein. Und auf jeden Fall Mitte Juli 2008 im DSF uns unsere XWORLD-Tour anschauen, um noch einmal in Erinnerungen zu schwelgen und den Sand zwischen den Zähnen zu spüren...